Ableiten von Regenwasser in angrenzende Flächen und nicht in die Kanalisation und Erhalten der historischen Kanäle

Ziel der Maßnahme

Erhalten der Bodenfeuchtigkeit und Verbesserung der Wasserversorgung von Gehölzen

Einleitung

Starkregenereignisse haben scheinbar vermehrt dazu geführt, dass Vorsorge getroffen wird, Oberflächenwasser möglichst schnell und auf direktem Wege einer geordneten Entwässerung, meist Kanalisation zuzuführen. Städte verlangen zudem oft, dass auch Rohre für reines Oberflächenwasser genauso dicht sein müssen, wie für Schmutzwasser. Andererseits führt der ausbleibende Niederschlag insgesamt dazu, dass der Boden tiefgründig austrocknet. Umso wichtiger ist es, Niederschlagswasser auf ungebundenen Flächen zu halten. 

Maßnahmenbeschreibung

Das Wasser von wassergebundenen Wegedecken abzuleiten, ist für deren Erhalt von entscheidender Bedeutung. Dennoch sollte nur in Ausnahmefällen eine Ableitung über Rohre erfolgen. Vielmehr gilt es, genau zu beobachten, wo die Ableitung in die angrenzenden Flächen sinnvoll ist. Hierbei ist auf das entsprechende Gefälle zu achten. Erfolgt dies nicht und das Wasser bleibt auf den Wegen stehen oder spült das Material aus, kommt schnell die Forderung, das Wasser verrohrt abzuleiten. Dabei kann es zum Beispiel, wenn Gehölze an Wegen stehen, gezielt dorthin geleitet werden. In Kassel werden die Niederschläge von den Wegen  grundsätzlich auf die talseitige Grünfläche bzw. bei ebenen Flächen durch ein Dachgefälle zu beiden Seiten abgeleitet. Hierbei kommen in geneigten Flächen unterschiedliche, möglichst natürlich, bzw. unauffällig gestaltete Rinnen oder Mulden zum Einsatz.

Bei der Instandsetzung des Abwassersystems ist durch entsprechende Leitungen sicher zu stellen, dass Schmutzwasser nicht im Untergrund versickert. Für die Ableitung des Oberflächenwassers werden in historischen Gärten oft noch die historischen (gestellte) Kanäle, die keine befestigte oder keine durchgehende Sohle haben, benutzt. Manche Kommunen oder Planer kennen diese nicht und möchten sie still legen oder zumindest so abzudichten, dass kein Wasser in den Boden eindringt. Dies muss aber nicht zwingend erfolgen, da dieses Prinzip seit Jahrhunderten funktioniert und die Kanäle Teil des Denkmals sind. Es reicht demnach vollkommen aus, diese statisch zu ertüchtigen. Durch ihre natürliche Rauigkeit kommt es auch zu einer Verzögerung des Abflusses, das wiederum das außerhalb der Gärten liegende Entwässerungssysteme entlastet. 

Die Maßnahme besteht demnach im Behalten des historischen Zustandes und im Unterlassen des schnellen Ableiten des Wassers in Kanäle. 

Direkte Effekte

Durch das Zurückhalten des Wassers auf den Flächen kann die Wasserversorgung der Böden verbessert bzw. erhalten werden. Bei den historischen Kanälen bleibt das Denkmal erhalten und diese gehen nicht verloren.

Indirekte Effekte

Die Fließgeschwindigkeit des Wassers wird reduziert. Wenn überhaupt kommt die Niederschlagsmengen von Starkregenereignissen erst nach und nach in den öffentlichen Ableitsystemen an. Hochwassergefahr in den Städten wird reduziert.

Eignung / Wertung / Probleme

Das Zurückhalten des Wassers im Gartendenkmal hat sich bewährt. In wenigen Fällen kann es nach Trockenperioden und Starkregenereignissen bei starkem Gefälle vorkommen, dass das Wasser über den gesamten Versickerungsbereich hinwegfließt, da der Boden nicht aufnahmefähig ist.

Erfolg

Guter Erfolg

Monitoring und Dokumentation

Die Rinnen und Abläufe der Wege müssen regelmäßig bzw. nach jedem Starkregenereignis kontrolliert und gereinigt werden. Bei den gestellten Kanälen erfolgt in der Regel kein Monitoring.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Der Park Wilhelmshöhe liegt in einer Höhe von 214-526 m üNN an einem Westhang mit teils stärker abfallenden Hängen, Erdgeschichtlich wurde ehemaliger Meeresboden mit Sanden von Vulkanen durchstoßen, wodurch der Boden von sandig über lehmig bis hin zu lehmig-steinig und klüftig reicht.

Niederschläge der Gärtnerei auf ca. 280 m üNN gemessen in:

2020: 661,4 mm, 2021: 677,2 mm, 2022: 592,65
zum Vergleich 1998: 950,5 mm, 1999: 873,4 mm, 2000: 778,9 mm, 2001: 898,5 mm,

Tiefsttemperaturen: 2021: -16°C, 2022:-11°C, 1998:-14°C, 1999: -10°C, 2000: -10°C , 2001: -11°C,
Höchsttemperaturen: 2021: 35°C, 2022: 38°C, 1998:33°C, 1999: 33°C, 2000: 34°C, 2001: 33 °C,
Durchschnittstemperatur mittags 2021: 11,2°C, 2022: 12,6°C, 1998:11,1°C, 1999: 11,7°C, 2000: 11,9°C, 2001: 11°C

Klimadaten Kassel:

Absolutes Temperaturminimum (1997/01) -19,2 °C,
Absolutes Temperaturmaximum (2002/08) 36,7 C,
Quelle: www.wetterkontor.de (Zugriff 08.05.2023)

Autoren

Dr. Siegfried Hoß, Leiter Gärten und Gartendenkmalpflege Hessen Kassel Heritage

Investitionskosten

Die Mulden werden beim Erneuern der Wegeoberfläche modelliert. Bei Rinne aus Stein kommen die Materialkosten für die vor Ort verwendet Gesteinsart hinzu. Die Kanäle wurden 2020-22 im Rahmen der Ertüchtigung des Kanalnetzes statisch instandgesetzt. Dies erfolgte nur in wenigen Bereichen. Ein Betrag kann nicht genannt werden. 

Laufende Betriebskosten

Regelmäßige Kontrolle und Reinigen der Rinnen

Projektlaufzeit

Unbegrenzt, Kanal 2020-2023 in Abschnitten

Download

Zuständige Schlösserverwaltung

Hessen Kassel Heritage

Kontakt

Siegfried Hoß 0561/31680-135, siegfried.hoss@heritage-kassel.de