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Angepasstes Wassermanagement
Ressourcenschonende Bewässerungstechnik, angepasstes Bewässerungsregime und erhöhter Wasserrückhalt
Ziel der Maßnahme
Senkung des Wasserverbrauchs, Anpassung der Vegetation an langanhaltende Trockenphasen, langfristiger Erhalt des Gehölzbestandes
Einleitung
Im Zuge des Klimawandels kommt es vermehrt zu Extremwetterereignissen, Brandenburg leidet massiv unter langanhaltenden Trockenperioden. Durch die verringerten Niederschläge sinkt der Grundwasserspiegel. Dies zeigt sich besonders deutlich am Zustand der Gehölze: In den Kronen nimmt der Totholzanteil zu und Bäume sind früher abgängig oder müssen aus Gründen der Verkehrssicherung früher gefällt werden, als es ihrer eigentlichen Lebenserwartung entspräche. Die Wasserspiegel der Seen und Flüsse sinken, weshalb bereits 2021 in Brandenburg ein Wasserentnahmeverbot aus der Havel ausgesprochen wurde. Für die Parkanlagen in Potsdam hat dies direkte Konsequenzen, wird doch ein Großteil der Bewässerung bisher über Havelwasser abgedeckt. Da auch zukünftig mit geringeren Niederschlägen zu rechnen ist, muss ein ganzheitliches Konzept für den ressourcenschonenden Umgang mit Wasser erarbeitet und umgesetzt werden, das den langfristigen Erhalt der historischen Gärten, vor allem der Gehölzstrukturen, sichert.
Maßnahmenbeschreibung
Das angepasste Wassermanagement umfasst mehrere Maßnahmen, die darauf abzielen, den Wasserverbrauch insgesamt zu reduzieren. Ziele sind die Einsparung von Wasser durch gezielte Bewässerung und die Erhöhung des Wasserrückhalts in den Anlagen.
Gezielte, ressourcenschonende Bewässerung von Bestandsgehölzen: oberirdische Tropfbewässerungsleitungen entlang von Hecken und in den Obstbaumquartieren (Park Sanssouci) sowie in Flächenpflanzungen (Schlossgarten Charlottenburg); unterirdische Bewässerungssysteme (Schlossterrassen im Park Babelsberg); gezielte Bewässerung von gestalterisch bedeutsamen Altbäumen vor Beginn der Vegetationszeit (Schlosspark Rheinsberg)
Gezielte, ressourcenschonende Bewässerung von Neupflanzungen: Bewässerungssäcke – v. a. in Bereichen, die über Wasserwagen versorgt werden müssen (Park Babelsberg, Schlossgarten Charlottenburg, Park Sanssouci)
Reaktivierung von Hydranten und Instandsetzung der Brauchwasserleitungen: Im Park Sanssouci, PR I, wurde eine Leitung inkl. Hydranten nahe einer Fläche mit Neupflanzungen, die auf Luftbildern identifiziert werden konnte, wieder in Betrieb genommen. Das historische Leitungssystem wird abschnittsweise wieder instand gesetzt (Park Babelsberg, Park Sanssouci).
Priorisierung bzw. Umverteilung der Wasserressourcen: gezielte und vermehrte Wässerung von Gehölzen, Reduzierung der Bewässerung von Rasen- und Wiesenflächen (alle Anlagen)
Anpassung der Bewässerungszeiten: Um die Verdunstung möglichst gering zu halten, wird vor allem die Bewässerung größerer Flächen in den frühen Morgenstunden, wenn möglich auch über Nacht durchgeführt (alle Anlagen).
Zugabe von wasserspeichernden Medien bei Neupflanzungen: in Sanssouci werden neben eigenem Kompost und anstehendem Boden Melaune, aber auch Schafwolle zugefügt. In Babelsberg werden Lehm und TerraCottem beigemischt. Im Schlossgarten Charlottenburg wird ebenfalls Lehm als wasserspeicherndes Medium verwendet, auf der Pfaueninsel wird seit 2018 zusätzlich 1/8 TerraBoga (Pflanzenkohle), die im Botanischen Garten Berlin produziert wurde, eingebracht.
Förderung der Anpassung der Gehölze an Trockenheit: Im Parkrevier I, Park Sanssouci wurde das flächige Bewässerungsregime den Standzeiten der Gehölze angepasst: im ersten Jahr wöchentlich, im zweiten Jahr alle zwei Wochen, im dritten Jahr alle drei Wochen. In einem Versuchsfeld auf dem Ruinenberg wurden 2018 200 Traubeneichen in kleiner Qualität (wurzelnackt) aus einer regionalen Forstbaumschule im Raster gepflanzt. Diese Gehölze wurden bewusst nie gewässert. Obwohl die Eichen an einem der trockensten Standorte im Park Sanssouci stehen, haben sie sich sehr gut entwickelt und es gab kaum Ausfälle.
Ableitung von Niederschlagswasser in die Vegetation: Das auf den Flächen und Wegen anfallende Niederschlagswasser wird entweder in die Vegetation abgeleitet oder über Sickerschächte dem Grundwasser zugeführt. Wo das Gelände es erlaubt, leiten Querrinnen das Regenwasser in die benachbarte Vegetation ab. Im Park Babelsberg, wo viele der Wege in das Gelände eingeschnitten sind, wird Niederschlagswasser über Abläufe in Rohre geleitet, die dann nach wenigen Metern in offene Sickermulden im Gelände entwässern.
Ausbau der Entwässerungssysteme: Bei Wegesanierungen wird zusätzliche Entwässerungstechnik eingebaut, um die vermehrt auftretenden Starkregenereignisse besser zu kompensieren und erhöhte Wassermengen speichern zu können. Bei den Arbeiten am Bullenwiesenweg im Park Sanssouci wurden 2022 im Umfeld der zugehörigen Brücke Ringrigolen eingebaut, die in den Parkgraben entwässern. Im Pleasureground des Park Babelsberg wurden zusätzliche und größere Schächte eingebaut. Bei Wegen mit besonders starker Steigung wurden zudem die Längsrinnen in ihrer Grundfläche verdoppelt und die Mittelüberhöhung verstärkt, um mehr Wasser vom Weg abzuleiten.
Reduzierung der Verdunstung bei offenen Wasserflächen: Das Wassersystem im Park Sanssouci, das auch die Fontänen und weitere Wasserspiele speist, ist in sich geschlossen. Da über Verdunstung jedoch ein geringer Anteil verloren geht, wurde der Betrieb der Wasserspiele in den vergangenen Jahren in den besonders heißen Sommermonaten bereits eingeschränkt.
Erschließung zusätzlicher Wasserquellen: Neben der Havel als Wasserquelle sollen zukünftige Tiefenbrunnen die Wasserversorgung der Gärten sicherstellen. Im Rahmen einer Masterarbeit der Universität Potsdam wurden geeignete Standorte im Park Sanssouci erarbeitet. Die Umsetzung soll in diesem Jahr beginnen.
Aufgrund der unterschiedlichen Standortbedingungen und Gestaltungen werden in den verschiedenen Anlagen der SPSG auch unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt. Ein übergreifendes, ganzheitliches Konzept, das übertragbare Leitlinien zusammenfasst, sollte erstellt werden, um das bisherige Vorgehen noch effizienter zu gestalten.
Direkte Effekte
Verringerung der genutzten Wassermengen, Reduzierung der Verdunstung, Verringerung von Schädlingsbefall v. a. an Altgehölzen, Reduzierung von Wegeschäden durch verbesserte Niederschlagsableitung
Indirekte Effekte
Anreicherung des Grundwasserspiegels, verbessertes Mikroklima durch Verdunstungskühlung, Anpassung neu gepflanzter Gehölze an geringere Wasserverfügbarkeit
Eignung / Wertung / Probleme
Da das Havelwasser viele Sedimente, sowie Muscheln und Algen mit sich führt, kann es dazu kommen, dass die halbautomatischen Bewässerungsanlagen, in erster Linie die Tropfbewässerung, nach einiger Zeit (hier: wenige Jahre) nicht mehr funktionsfähig sind. Abhilfe schaffen spezielle Filter, die zusätzlich eingebaut werden müssen. Diese Aufrüstung ist noch nicht an allen Standorten erfolgt.
Ein weiterer Risikofaktor bei Bewässerungsanlagen ist das Material: Die Bewässerungsschläuche bestehen aus Kunststoff, daher müsste geprüft werden, inwieweit Mikroplastikpartikel das Erdreich belasten, sowohl bei oberirdischer als auch unterirdischer Installation.
Grundsätzlich ist die Instandhaltung der Be- und Entwässerungssysteme pflege- und damit personalintensiv.
Erfolg
Eine Bilanzierung des Wasserverbrauchs ist noch nicht erfolgt. Die Wegeschäden aufgrund von Ausspülungen bei Starkregenereignissen konnten in den Abschnitten, in denen die Entwässerungssysteme ausgebaut wurden, reduziert werden.
Monitoring und Dokumentation
Eine Analyse der Maßnahmen hinsichtlich ihrer Effizienz fehlt bisher. Als Grundlage müssten zunächst die Bedarfe festgestellt werden sowie der derzeitige Verbrauch.
Analyse
Die angewandten Maßnahmen wurden im Rahmen des KERES-Projektes stichpunktartig erfasst.
Eine Bewertung der Maßnahmen hinsichtlich Personal- und Kostenaufwand ist in Teilen erfolgt.
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Die Anlagen der SPSG unterscheiden sich in ihrer Gestaltung sowie den Standortbedingungen. Der Großteil der Anlage nutzt angrenzende Fließgewässer für die Bewässerung, teilweise wird aufgefangenes Niederschlagswasser genutzt, teilweise aber auch Trinkwasser verwendet. Mitentscheidend für eine ressourcenschonende und gezielte Bewässerung ist ein funktionsfähiges Leitungssystem – hier gibt es vor allem in den Parkanlagen Babelsberg und Sanssouci noch Defizite.
Wetterdaten für Potsdam:
Jahresmitteltemperatur 2022: 11 °C (Min.: 1,5 °C 2022 / 12, Max.: 21,4 °C 2022 / 08)
Jahresgesamtniederschlag 2022: 404 mm (Min.: 1,3 mm 2022 / 3, Max.: 58,8 mm 2022 / 12)
Quelle: https://www.wetterkontor.de/de/wetter/deutschland/monatswerte-station.asp [Stand 09.2023]
Autoren
J. Teßmer, M. Sc.,
wissenschaftliche Volontärin
K. Matheja, M. Sc.,
Fachkoordinatorin, Abt. IV, SPSG
Investitionskosten
Ausbau des Entwässerungssystems, Instandsetzung der Brauchwasserleitungen, Installation neuer Bewässerungssysteme (Tropfbewässerung ober- und unterirdisch), Bohrung von Tiefenbrunnen
Download
Zuständige Schlösserverwaltung
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Kontakt
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Abteilung Gärten
E-Mail: k.matheja@spsg.de
Tel: +49 (0)331.96 94-673
www.spsg.de
Hausanschrift:
Allee nach Sanssouci 6
14471 Potsdam