Blühwiesen im Englischen Garten

Umwandlung von Rasen in artenreiche Wiesenflächen

Ziel der Maßnahme

Aus artenarmen, pflegeintensiven Rasenflächen sollen wieder artenreiche, pflegeextensive ein- bis zweischürige Wiesen entstehen.

Einleitung

Im Englischen Garten in München existierten seit Anfang des 19. Jahrhunderts bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts große artenreiche Wiesenflächen. Diese Wiesenflächen sind ein wichtiger Bestandteil des historischen Parkbildes. Viele dieser Wiesenflächen wurden Ende des 20. Jahrhunderts aufgrund des zunehmenden Nutzungsdrucks durch häufige Mahd in wöchentlich gemähte Rasenflächen umgewandelt. In den vergangenen Jahren wurden einzelne Teilflächen wieder seltener gemäht, um die Etablierung artenreicherer Wiesen zu ermöglichen. Die Artenarmut in diesen Langgrasflächen blieb aber weiterhin bestehen.

 Das Thema Artenschutz und Biodiversität ist gerade im dicht besiedelten städtischen Raum von zentraler Bedeutung. Der Englische Garten bietet hier vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum inmitten der Stadt, der auch von der Stadtbevölkerung erlebt werden kann. In Zeiten des Klimawandels, in denen schützenswerte Arten durch Klimaveränderungen und neu einwandernde Arten gefährdet werden, bieten auch innerstädtische Grünanlagen die Möglichkeit zum Arterhalt und der Förderung von regionaler Biodiversität. Gleichzeitig verspricht eine hohe Biodiversität eine bessere Anpassungsfähigkeit gegen Einflüsse des Klimawandels, da eine Vielfalt an Arten auch eine Vielfalt an Anpassungsmechanismen mit sich bringt. Ein positiver Effekt artenreicher Blühwiesen in diesem Zusammenhang ist die höhere Toleranz gegenüber Trockenstress. Artenarme Wiesen zeigen sich als weniger trockenheitsresistent Wiesen, die neben Gräsern auch viele krautige Pflanzen beinhalten.

Maßnahmenbeschreibung

In einer Testphase im Jahr 2022 wurden auf rund 3000 m² Fläche verschiedene Arten der Bodenvorbereitung und mehrere unterschiedliche Saatgutmischungen getestet. Auf Basis dieser Tests sollen auf mehreren Teilflächen von insgesamt rund 25.000 m² Rasenflächen in artenreiche Blühwiesen umgewandelt werden. Es wird regionales, auf den Standort abgestimmtes Saatgut verwendet.

Direkte Effekte

Wiederherstellung des historischen Parkbildes in Teilen des Englischen Gartens, Erhöhung der Artenvielfalt in den Wiesenflächen, verminderter Maschineneinsatz durch erhebliche Reduzierung der Mähintervalle

Indirekte Effekte

Positive Auswirkung auf die Fauna, speziell Insekten werden von der Maßnahme profitieren. Wiedergewinnung der regionalen Pflanzenvielfalt einer Flachland-Mähwiese

Eignung / Wertung / Probleme

Um die neuen artenreichen Wiesen in der Aufwuchsphase zu schützen, werden diese ca. drei Jahre mit niedrigen Zäunen geschützt. Für den Erfolg der Maßnahme wird entscheidend sein, ob die Nutzer des Englischen Gartens die neuen Wiesenflächen als schützenswerte Flächen respektieren.

Monitoring und Dokumentation

Bereits die Testfläche wurden in mehreren Durchgängen hinsichtlich unterschiedlicher Aspekte wie z. B. Artenvielfalt, Gräseranteil und Deckungsgrad bewertet. Die neuen Flächen werden hinsichtlich ihrer Artenzusammensetzung untersucht, die Entwicklung der Wiesen wird anhand von Fotos dokumentiert, und ein Pflegeentwicklungsplan erstellt.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Der Englische Garten befindet sich in der Münchner Schotterebene am Standort der ehemaligen Isarauen. Daher sind sehr flachgründige Oberböden auf mächtigen Kiesschichten unterbrochen von Sandablagerungen und Lehmlinsen prägend für die Baumstandorte. Zusammen mit den Geländemodellierungen der Wiesentäler und den Auswirkungen der zwei Weltkriege stellt der Untergrund im Englischen Garten ein kleinräumig sehr unterschiedliches Mosaik an Standortbedingungen dar.

Wetterdaten für München Stadt (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 9,7 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018 und 2022): 11,3 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 8,3 Grad Celsius
Absolutes Temp.maxium (2003): 37 Grad Celsius (gemessen in 2m Höhe)

2022 lag die Jahresmitteltemperatur (1991–2020) mit 11,3 Grad Celsius über dem langjährigen Monatsmittelwert.

Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020): 958,7 mm

Höchster Jahresniederschlag (2000): 1191,1 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2003): 656,9 mm

2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 830,3 mm etwas unter dem langjährigen Jahresmittelwert.

Autoren

Sven-Patric Klameth, Kurt Grübl, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Materialkosten zur Einzäunung: rund 27.000 Euro brutto (HH 2022, Umsetzung aber erst 2023)

Saatgut: 13.101,74 Euro netto (HH 2023)

Bodenvorbereitung Fräsen geschätzt: 755 Euro/ha, gesamt ca. 2.650 Euro (HH 2023)

Ansaat – Arbeitskosten geschätzt: 18 Euro/m² laut Landschaftspflege-Kostendatei, gesamt ca. 6.300 Euro (HH 2023)

Zaun – Arbeitskosten geschätzt: 1,85 Euro pro Meter Zaun, gesamt ca. 5.550 Euro (HH 2023)

Laufende Betriebskosten

Mahd und Entsorgung Mähgut: Hier fallen keine Mehrkosten zum Vorzustand an, da weniger Mähgänge erforderlich sind. Das Mähgut wird kompostiert.

Projektlaufzeit

seit 2022

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Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger

Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Nymphenburg, Eingang 42

80638 München

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