Bodenbelüftung und Bodenlockerung durch Ansaat

Baumstandortverbesserung durch Bodenlockerung mit Luftdrucklanzen, Bodenbohrungen, Einbringen von unterschiedlichen Bodenhilfsstoffen oder Ansaat von tiefwurzelnden Pflanzen

Ziel der Maßnahme

Dauerhafte Bodenlockerung verdichteter Baumstandorte, Anregung des Bodenlebens und der Wurzelentwicklung zur Erhöhung der Baumvitalität durch Einbringen individuell kombinierter Bodenhilfsstoffe

Einleitung

Die „großen Alten“, die mächtigen Altbäume, prägen wesentlich das Bild eines Gartendenkmals und sind neben allen ökologischen Vorzügen wertvolle Zeitzeugen, die es als Originalsubstanz so lange wie möglich zu erhalten gilt. Zunehmende Trockenzeiten und Hitzeperioden als Folgen des Klimawandels setzen den oft ohnehin durch ihr Alter, Pilzbefall und Nutzungsdruck geschwächten Bäumen zu.

Maßnahmenbeschreibung

Um die Vitalität und Widerstandskraft der Bäume zu stärken, wird versucht, ihre Versorgung mit Luft, Wasser und Nährstoffen an ihrem Standort zu optimieren. Zu Beginn stehen dabei immer Bodenuntersuchungen, um die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften des Standorts zu analysieren. Wenn der Boden verdichtet ist, können Injektionen mit Luftdruck ein Weg sein. Ansonsten werden um einen Baum herum im äußeren Bereich des Wurzelbereichs vorsichtig Löcher in die Erde gebohrt. Abhängig von den Ergebnissen der Bodenuntersuchung und den Ansprüchen der jeweiligen Baumart werden die in den Boden gebohrten Löcher oder Injektionen mit unterschiedlichen Bodenhilfsstoffen verfüllt. Das können Humus, Kompost, nährstoff-angereicherte Pflanzenkohle, Komposttee mit vielen Bakterien, Mykorrhiza-Pilze und andere sein. Pflanzenkohle sollte dabei immer bereits mit Nährstoffen aufgeladen sein, indem sie zum Beispiel für ein paar Monate in einem Komposthaufen gelegen hat. Alternativ und mit deutlich weniger Eingriffen verbunden, werden Ansaaten mit tief wurzelnden Kräutern im Baumwurzelbereich angelegt.

Direkte Effekte

Verbesserung der Baumvitalität, Anregung der Wurzelentwicklung und des Bodenlebens

Indirekte Effekte

Förderung der Artenvielfalt (Ansaat), Insekten-/ Bienenweide (Ansaat), Halten der Bodenfeuchte (Ansaat), Vermeidung von Trittbelastung (Ansaat)

Eignung / Wertung / Probleme

Achtung bei Bodenbohrungen im Wurzelbereich: teilweise hohes Risiko, Wurzeln zu verletzen!

Da Pflanzenkohle-Gaben den pH-Wert erhöhen können, und viele Böden bereits ohnehin recht hohe pH-Werte aufweisen, wird Pflanzenkohle bei Baumarten, die auf hohe pH-Werte empfindlich reagieren, bisher nicht eingesetzt. Ansaaten mit tief wurzelnden Kräutern sind der schonendste und der bisherigen Beobachtung nach vielversprechendste Weg, um verdichtete Wurzelbereiche zu lockern. Die Maßnahme ändert das gewohnte Bild erheblich und ist unbedingt durch geeignete Informationsmaßnahmen zu begleiten.

Erfolg

Noch keine langfristige Bewertung möglich.

Monitoring und Dokumentation

Vitalitätsbewertung der betreffenden Bäume im Rahmen der Baumkontrollen; Fotodokumentation; Evaluierung mittels Aufgraben und Untersuchen der Wurzelentwicklung sowie der chemischen und physikalischen Bodenparameter (Vergleich vorher-nachher). Die Bonituren laufen noch bis 2026; vorher ist keine abschließende Bewertung möglich.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Die Methode wird an mehreren Standorten eingesetzt, z.B. im Kloster Maulbronn:

  • Boden: sandig, Schotter, inhomogen, Untergrund lehmig, mittel nährstoffreich, hoher pH-Wert

  • Wasser: regenreich (806 mm im langjährigen Mittel, DWD)

  • Klima: mild bis kühl, Lage im Tal (rd. 10° im langjährigen Mittel DWD)

Autoren

Dr. Meike Kirscht, Leiterin des Referats Historische Gärten, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Investitionskosten

Ca. 1000,- € (Injektionen) bis 5000,-€ (Bohrungen) je Baum

Laufende Betriebskosten

Einmalige Maßnahme (meist an Fremdfirmen vergeben), ggf. zusätzliche Gießgänge in der Anfangszeit (Eigenleistung)

Kooperationspartner:innen

URS Landmanagement (Technik/ Material), Urban Tree Consulting (Bodenbewertung)

Projektlaufzeit

Seit 2021

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Zuständige Schlösserverwaltung

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Kontakt

Hanna Nimmenich, Arboristin im Referat Historische Gärten, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
hanna.nimmenich@ssg.bwl.de; meike.kirscht@ssg.bwl.de