DBU-Projekt Lernort Gartendenkmal

Entwicklung, Implementierung und Evaluation von Vermittlungskonzepten für die fächerübergreifende Erschließung historischer Gärten mit dem Schwerpunkt Biologie

Ziel der Maßnahme

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und Evaluierung von Vermittlungskonzepten und Lernmaterial für Schüler:innen zur fachübergreifenden Erschließung historischer Gärten und Parks mit dem Schwerpunkt Biologie im Spiegel der Kulturgeschichte sowie die Übertragung der erfolgreichen Konzepte auf andere historische Gärten und Parks.

Einleitung

Historische Gärten und Parks sind nicht nur schöne Kulissen und angenehme Aufenthaltsorte, sondern Lernorte. Mit ihrer abwechslungsreichen Gestaltung und ihrer vielschichtigen Historie können sie spezifische Bildungsinhalte im Sinne des lebenslangen Lernens für alle Altersklassen bereithalten. Ihre didaktischen Potentiale werden jedoch noch nicht ausgeschöpft.

Maßnahmenbeschreibung

Im Rahmen dieses Projekts werden denkmal- und adressatengerechte Lernmaterialien für den Besuch historischer Gärten und Parks entwickelt und evaluiert. Der besondere Fokus liegt auf (Schul-)Kindern und Jugendlichen. Dabei werden Aspekte der Biologiedidaktik mit Geschichte und Kunst verknüpft. Als exemplarische Erprobungsräume dienen der Schlosspark Bad Homburg und der Klostergarten Seligenstadt. Im Mittelpunkt des Projekts steht das Ziel, bei den Lernenden Verständnis für die Bewahrung der in den Lernorten vorhandenen Flora und Fauna als Teil der vom Menschen geschaffenen Umwelt zu wecken. Es geht also darum, plausibel zu machen, dass historische Gartenanlagen schutzwürdige Kulturgüter sind und die Kulturleistung herauszustellen. Die Lernenden sollen nachvollziehen, dass der Erhalt solcher Gartenanlagen ein wertvoller Beitrag für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft ist – auch im Sinne des Klimaschutzes.

Beispielhafte Themen lauten: „Alte Bäume als Zeugen der Vergangenheit“, „Diversität der Obstsorten in historischen Gärten“ sowie „Vielfalt der Vögel in historischen Parkanlagen“.

Das Lernangebot richtet sich an Schüler*innen der Sekundarstufe I. Im Kern besteht es aus mobilen Lehr-Lern-Modulen, die auf Handwagen mitgeführt und im Gartendenkmal an verschiedenen Stationen zum Einsatz gebracht werden können.

Beispielhafte Station: Die Schüler*innen schätzen das Alter der Parkbäume auf Grundlage des Stammdurchmessers. Außerdem lernen sie das Wachstum der Gehölze und die Entstehung der Jahresringe kennen. Auf diese Weise befassen sie sich mit dem biologischen Basiskonzept „Struktur und Funktion“ und werden für historische Kontinuitäten bzw. Zeitdimensionen sensibilisiert. Zudem werden mehrere Actionbound-Trails entwickelt, die als digitale Angebote das händische Lehrmaterial ergänzen. Die Führungen werden von den Lehrkräften durchgeführt (hierzu werden geeignete didaktische Handreichungen entwickelt und evaluiert).

Die Veranstaltungen finden von Mai bis September statt. Langfristig soll das Vermittlungskonzept auf andere historische Gärten übertragbar sein und Teil der Bildungsarbeit verschiedener Schlösserverwaltungen werden.

Direkte Effekte

Vermittlung von Wissen schulrelevanter Fächer Biologie, Geschichte und Kunst am Objekt historischer Gärten; Bewusstseinsförderung Kontext des (Garten)Kulturerbes

Indirekte Effekte

Bindung von Menschen an die Gärten

Eignung / Wertung / Probleme

Das Lernangebot befindet sich gegenwärtig in der Entwicklungsphase. Zur Sicherung des Interventionserfolgs werden die Schüler*innen mithilfe geeigneter Fragebögen vor und nach dem Lernortbesuch schriftlich befragt. Diese quantitativen Daten werden um qualitative Erhebungen ergänzt (teilnehmende Beobachtung während der Führungen sowie reflexive Interviews mit Schüler*innen und Lehrkräften). Es zeigten sich zu Beginn Hürden, Schüler*innen für botanische und denkmalpflegerische Lerninhalte zu interessieren. Doch durch iterative Schritte der Erprobung und Anpassung (formative Evaluation) soll die Wirkung und Praxistauglichkeit des Konzepts verbessert werden.

Autoren

Daniel Emge, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Didaktik der Biowissenschaften, Projektmitarbeiter „Lernort Gartendenkmal“

Philipp Ludwig, Fachgebiet Gärten und Gartendenkmalpflege, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Dr. Inken Formann, Fachgebiet Gärten und Gartendenkmalpflege, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Investitionskosten

Fördermittel 124.000 €

Kooperationspartner:innen

Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Didaktik der Biowissenschaften, Prof. Dr. Voker Wenzel

Fördermittelgeber

Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Projektlaufzeit

2022-2024

Ähnliche Projekte innerhalb der AGDS

  • Themenjahr 2024, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten

  • „Wissen wächst im Garten“, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Einschätzung aus der Wissenschaft

Prof. Dr. Ute Soltenberg:

Die Schlösserverwaltungen sind ein wichtiger Akteur der Bildungsarbeit und Bewusstseinsförderung in Themenfeldern der nachhaltigen Entwicklung und der Klimawandelfolgen(anpassungen). Grundsätzlich sind die Angebote in diesem Zusammenhang positiv zu bewerten. Zukünftig sollte die Bildungsarbeit in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext ganzheitlicher Nachhaltigkeitskommunikation eingebettet werden, von dem die Schlösserverwaltungen sowie historischen Parks und Gärten einen Teil repräsentieren, auch weil sich die Folgen des Klimawandels plakativ und beispielhaft abbilden. Die anstehenden Herausforderungen um Klimawandel und Nachhaltigkeit können hier als Ort der Kommunikation gemeinsam mit Akteuren aus Politik, Wissenschaft, mit Multiplikatoren und Bürger:innen diskutiert werden. Wichtig ist, dass Lösungen und Bewältigungsstrategien nur gemeinsam mit solchen Akteuren gefunden werden können.

Die Bildungsarbeit der Schlösserverwaltungen sollte in erster Linie dazu beitragen, den gesamtgesellschaftlichen Kontext historischer Gärten und Parks herauszuarbeiten (Botschaften: 1. Historische Gärten tun gut für Gesundheit, Erholung und Wohlbefinden, 2. Historische Gärten sind Gemeingut und Erbringer öko-sozialer Leistungen, 3. Historische Gärten ermöglichen einen Perspektivwechsel, machen neugierig und sind Lernort, 4. Historische Gärten setzen sich mit nachhaltiger Entwicklung auseinander und leisten einen Beitrag dazu).

Insbesondere die Leistungen zur nachhaltigen Entwicklung (v. a. Klimawandelanpassungen) müssen sichtbar gemacht werden.

Forschungsexpertisen und Kooperationen für die Zukunft

Städte, Kommunen, Schulen, Vereine, Verbände und Organisationen für Bildung, Kultur und Umwelt

Download

Weiterführende Literatur

Daniel Emge, Inken Formann, Bianca Limburg, Volker Wenzel (2022): Zeugnisse der europäischen Kulturgeschichte: Historische Parks und Gärten für Schüler/-innen erschließen. Biologie in unserer Zeit, 52 (4), 323-325 (https://www.biuz.de/index.php/biuz/article/view/5995)

Zuständige Schlösserverwaltung

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Kontakt

Daniel Emge, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Didaktik der Biowissenschaften, Mail: emge@bio.uni-frankfurt.de