Einsatz von Forstbaumschulware
Nachpflanzung möglichst kleiner Qualitäten regionaler Herkunft
Ziel der Maßnahme
Langfristige Sicherung des Gehölzbestandes
Einleitung
Die klimatischen Veränderungen und die Zunahme von Extremwetterereignissen haben zu deutlich gestiegenen Verlusten in den Gehölzbeständen geführt. Der Bedarf an Nachpflanzungen ist damit ebenfalls gestiegen. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Nachpflanzungen mit Gehölzen aus regionalen Forstbaumschulen in kleinen Qualitäten deutlich besser an die veränderten Klimabedingungen angepasst sind als Pflanzenmaterial konventioneller Baumschulen.
Maßnahmenbeschreibung
Der Einsatz von Forstbaumschulware wird schon länger praktiziert, hat in den vergangenen Jahren aber stetig zugenommen. Auf ausgewiesenen Flächen wird die Entwicklung der Gehölze beobachtet. Eine der Flächen befindet sich auf dem Ruinenberg in südöstlicher Hanglage, einem besonders exponierten Standort, an dem besonders viele klimabedingte Ausfälle im Gehölzbestand dokumentiert sind. Auf einer Fläche von ca. 420qm wurden im Jahr 2019 200 Stiel-Eichen im Raster gepflanzt. Die Gehölze wurden in kleinen Qualitäten erworben (1-jährig, wurzelnackt) und nach der Pflanzung nicht mehr gewässert. Die einzige Pflegemaßnahme besteht in regelmäßiger Beseitigung von unerwünschtem Aufwuchs (v. a. Spitzahorn).
Auf zwei weiteren Flächen (450 und 500qm), die im Rahmen des KERES-Projektes im Park Babelsberg angelegt wurden, wurde im Frühjahr 2022 ebenfalls regionale Forstbaumschulware eingesetzt. Insgesamt 285 Großbaumarten (zu gleichen Anteilen Hainbuche, Winterlinde, Traubeneiche und Rotbuche) sowie 5 Arten von Großsträuchern/Kleinbäumen wurden unter Berücksichtigung der Empfehlungen der UNB (Orientierung an geschützten Biotoptypen) in kleinen Qualitäten im Raster gepflanzt. Die Pflanzungen wurden gewässert, auf einer Fläche wurde der Erde Pferdemist zugemischt, auf der anderen Fläche wurde mit Algen aus dem „Schwarzen Meer“ gemulcht.
Alle genannten Flächen sind mit Wildzäunen geschützt.
Direkte Effekte
Die Flächen befinden sich an Standorten, an denen eine Entwicklung des Gehölzbestandes nach gartendenkmalpflegerischen Vorgaben gewünscht ist. Eine Schließung dieser offenen Bereiche wurde mit den Nachpflanzungen initiiert.
Indirekte Effekte
Die Areale sind bereits jetzt weniger erosionsgefährdet. Während am Ruinenberg gezielt die Entwicklung des Eichenbestandes gefördert wird, entstehen auf den Flächen in Babelsberg mehrschichtige und gemischte Gehölzbereiche, die sowohl in das gartendenkmalpflegerische Konzept passen, als auch den Vorgaben der UNB entsprechen.
Eignung / Wertung / Probleme
Die Verwendung von regionaler Forstbaumschulware eignet sich für einen stabilen Aufbau des Gehölzbestandes. Im Vergleich zu konventionellen Baumschulen ist die Ware i.d.R. kostengünstiger (kleinere, wurzelnackte Qualitäten) und häufig in größeren Mengen verfügbar. Der Erwerb kleiner Qualitäten aus der Region erhöht die Anpassungsmöglichkeit der Gehölze an die Standortbedingungen.
Nicht alle gewünschten Arten und Sorten können in Forstbaumschulen erworben werden, zudem gibt es auch bei dieser Ware Ausfälle (vgl. Park Babelsberg).
Erfolg
Die Eichen auf dem Ruinenberg haben sich in den vergangenen vier Jahren sehr gut entwickelt. Für die Flächen in Babelsberg lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine valide Aussage zum Erfolg treffen.
Monitoring und Dokumentation
Für die genannten Flächen sowie weitere fünf Flächen im Park Sanssouci wurde im Rahmen einer Masterarbeit ein Monitoring entwickelt, das sich derzeit in der Testphase befindet. Aufgenommen werden neben den Stammdaten zur Fläche ein- bis zweimal jährlich die Zuwächse der Gehölze ebenso wie Schäden oder Verluste.
Analyse
Für Babelsberg liegen Gutachten zur Bodenzusammensetzung vor.
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Die Gehölze werden in Bereichen gepflanzt, die sich in ihren Standorteigenschaften teilweise unterscheiden: Ruinenberg: südostexponierte Höhenlage; Babelsberg 1: südwestexponiert, Gefälle; Babelsberg 2: westexponiert, leichtes Gefälle, Höhenlage. Alle Standorte weisen eine geringe Humusschicht auf.
Wetterdaten für Potsdam:
Jahresmitteltemperatur 2022: 11 °C (Min.: 1,5 °C 2022 / 12, Max.: 21,4 °C 2022 / 08)
Jahresgesamtniederschlag 2022: 404 mm (Min.: 1,3 mm 2022 / 3, Max.: 58,8 mm 2022 / 12)
Quelle: https://www.wetterkontor.de/de/wetter/deutschland/monatswerte-station.asp [Stand 09.2023]
Autoren
M. Sc. Katharina Matheja,
Fachkoordinatorin der Abteilung Gärten der SPSG
Investitionskosten
Investitionskosten für die Umzäunung der Flächen sowie den Erwerb der Forstbaumschulware
Laufende Betriebskosten
Pflegeaufwand z. T. gering (Ruinenberg: Entfernung von unerwünschtem Aufwuchs), z. T. aufwendiger (Babelsberg: Bodenverbesserung, Wässern in den ersten Jahren, Mulchen, Entfernung von unerwünschtem Aufwuchs, Nachpflanzungen) – Zeitaufwand für das Monitoring zweimal jährlich mit zwei Personen ca. 2 Stunden pro Fläche
Kooperationspartner:innen
Climate Service Center GERICS/hereon (Helmholtz-Gesellschaft)
Fraunhofer-Gesellschaft: IBP, IOSB, IMW
Projektlaufzeit
Anlage der Flächen 2019 (Ruinenberg) und 2021/22 (Babelsberg, im Rahmen von KERES); Fortführung in den kommenden Jahren
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Weiterführende Links
Zuständige Schlösserverwaltung
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg
Abteilung Gärten
Kontakt
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Abteilung Gärten
E-Mail: k.matheja@spsg.de
Tel: +49 (0)331.96 94-673
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Hausanschrift:
Allee nach Sanssouci 6
14471 Potsdam