Falllaubnutzung

Weiterverwertung von Laub als Mulchmaterial und Humusbildner

Ziel der Maßnahme

Standortverbesserung, Erhöhung des Humusanteils, Förderung des Bodenlebens, Verdunstungsschutz

Einleitung

Pflanzen benötigen im Wurzelraum für ihre Vitalität einen intakten und fruchtbaren Boden als Wasser- und Nährstofflieferant. Die Fähigkeit des Bodens, den Nährstoffbedarf der Pflanzen zu decken, ist von unmittelbarem Einfluss auf die Wuchsleistung und Vitalität der Pflanzen. Die Zusammensetzung des Bodens bestimmt sowohl die Wasser- und Nährstoffhaltefähigkeit als auch die Menge und Aktivität des Bodenlebens. Insbesondere ältere Bestandsbäume leiden mit den Hitze- und Trockenextremen des Klimawandels unter vermehrter Wasserknappheit und sind zu stärken. Daher ist die Verbesserung des Bodens im Wurzelraum ein wichtiges Thema. Das Einbringen organischer Substanz als Bodenverbesserungsmaßnahme ist eine altbewährte Methode, um das Bodenleben und die Humusbildung zu fördern. Neben der Nährstoffbereitstellung hat Humus einen positiven Effekt auf die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens und dient als Verdunstungsschutz, sodass während Trockenphasen länger pflanzenverfügbares Wasser im Wurzelraum zur Verfügung steht. Mit dem Humus werden die Verluste, die der Boden bei dem natürlichen Abbau der Humusstoffe erleiden (und die durch Bodenbearbeitung, Aufwuchs, durch Wind und Sonne künstlich gesteigert werden) ersetzt.

Maßnahmenbeschreibung

Im Schlosspark Bad Homburg vor der Höhe wird seit September 2020 das im Park anfallende Falllaub ausgewählter Baumarten im Herbst gesammelt und in den Kronenbereich bis zur Traufkante von Altbäumen (erprobt bei Esskastanien, Rotbuche, Berg-Ahorn, Eichen und Flügelnuss) eingebracht. Es entstehen bis zu 50 cm hohe Mieten, die durch Netze, Wilddraht oder Gatter vor dem Verwehen gesichert werden. Für eine rasche Zersetzung (C-N-Verhältnis) wird zusätzlich Kalkstickstoff eingebracht. Zusätzliche Bewässerung sorgt für ergänzende Wasserzufuhr und raschere Zersetzung. Aus der Mulchschicht bildet sich so in wenigen Monaten eine Humusschicht, die am Standort verbleibt und den Boden bereichert. 2023 wurde begonnen, die Effekte mittels laborunabhängiger Bodenanalyse in Echtzeit zu dokumentieren.

Direkte Effekte

Durch die organische Masse werden Bodenleben und Bodenaktivität gefördert. Je reicher das Bodenleben an Arten und Zahl ist, umso fruchtbarer und widerstandsfähiger gegen Auswaschung, Abschwemmung und Windverwehung ist der Boden. Durch Zersetzung entsteht Humus, der als organischer Dünger (Nährstoffe bleiben vor Ort) wirkt und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens verbessert. Falllaub wird vor Ort verwertet. Es entstehen keine Kosten und kein Aufwand für die externe Entsorgung. Transportwege auf dem Betriebsgelände werden durch die dezentralen Lagerorte verkürzt, dies führt zu Zeitersparnis in der gärtnerischen Pflege. Die genetische Substanz und die vor Ort gewonnenen Nährstoffe verbleiben als biologisch-dynamischer Kreislauf im Denkmal.

Indirekte Effekte

Die Mulchschicht ist Überwinterungsort für Säugetiere (z. B. Igel) und Insekten. Die Laubdecke unterdrückt unerwünschten Aufwuchs. Die Sorge um die Altbäume und die Anpassungsmaßnahmen werden für Besucher:innen im Garten sichtbar und fließen in Bildungs- und Vermittlungsangebote ein.

Eignung / Wertung / Probleme

Die Laubverwendung ist artabhängig anzupassen bzw. auszuschließen: Laub mit problematischem Schädlingsbefall (z. B. Kastanienminiermotte Aesculus hippocastanum) und Laub von Obstbäumen wird nicht verwendet. Bei langsam zersetzendem Laub (Quercus robur) ist eine dünnere Schicht notwendig, da sonst die Wasserzufuhr nicht ausreichend ist. Eine zusätzliche Bewässerung ist für den Zersetzungsprozess und die Wasserverfügbarkeit insbesondere in der Anfangszersetzungsphase sinnvoll. Die Eignung der Maßnahme ist auch von der gartenkünstlerisch vorgesehenen Unterpflanzung der Gehölze und dem Vorkommen krautiger Pflanzenarten abhängig. Trotz grundsätzlicher Unterdrückung von Aufwuchs werden auch Samen von Gehölzen mit eingebracht, die später auflaufen (z. B. Spitzahorn). Die Einfassung mit den hier wiederverwendeten Holzgattern ist optisch sehr auffällig und nur bedingt denkmalgerecht. Sie ermöglicht jedoch das unaufwändige Verringern der Gatterhöhe angepasst an den Zersetzungserfolg und unterbindet effektiv das Verwehen des Laubs. Nach ersten Niederschlägen beginnt bereits der Zersetzungsprozess, und das Laub wird selten noch vom Wind fortgetragen, sodass es nur bei trockenem Laub notwendig ist. Eine Verwendung eines optisch weniger das Denkmal beeinträchtigenden Wildzauns wird erprobt.

Erfolg

Guter Erfolg

Monitoring und Dokumentation

Schriftliche Dokumentation und Fotodokumentation im Rahmen der gärtnerischen Jahresberichte seit 2020.

Messung der Bodenverdichtung mittels Penetrometer seit 2021.

Systematische Bodenanalyse angedacht.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Die Mengen des Jahresniederschlags der letzten 30 Jahre in Bad Homburg v.d. Höhe liegen zwischen
619 mm (Minimum) und 992 mm (Maximum). Der Mittelwert des Jahresniederschlags der letzten 30 Jahre beträgt 820 mm. (Quelle: Deutscher Wetterdienst, abgerufen auf dem Klimaportal, Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie)

Das höchste bzw. niedrigste jährliche Gebietsmittel der Lufttemperatur in Bad Nauheim der letzten 30 Jahre liegen bei 8,18 °C bzw. 11,88 °C. Die durchschnittliche Lufttemperatur der letzten 30 Jahre beträgt von 10.4 °C.

Für Bad Homburg liegen keine Daten des Deutschen Wetterdienstes vor. Aufgrund der Lage von Bad Homburg v.d. Höhe am Fuße des Taunus entsprechen die lokalklimatischen Verhältnisse den klimatischen Gegebenheiten in Bad Nauheim. (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

 

BodenViewer Hessen: keine Daten vorhanden (Strukturraum: Vordertaunus)

Geologie Viewer Hessen: Löss, oberflächlich verlehmt u. entkalkt;
Kies, Sand und Lehm; teils Grünschiefer

Autoren

Philipp Ludwig, Fachgebiet Gärten und Gartendenkmalpflege, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Dr. Inken Formann, Fachgebiet Gärten und Gartendenkmalpflege, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Investitionskosten

gering: Kalkstickstoff ca. 2-3 EUR / kg, Wilddraht oder Estrichgitter (wenige EUR / m) wiederverwendbar, Holzgatter (Bestand, eigene Konstruktion)

Laufende Betriebskosten

gering

Kooperationspartner:innen

Keine

Fördermittelgeber

Keine

Projektlaufzeit

Seit Herbst 2020

Ähnliche Projekte innerhalb der AGDS

Mulchung/Düngung von Gehölzflächen mit eigenem Kompostmaterial, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

Download

Zuständige Schlösserverwaltung

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Kontakt

Philipp Ludwig, Fachgebiet Gärten und Gartendenkmalpflege, Staatliche Schlösser und Gärten Hessen, Mail: Garten@schloesser.hesssen.de