Ziel der Maßnahme

Im Laufe der Jahre ist ein Großteil der alten Lärchenexemplare des Laubenganges ausgefallen. Dessen ursprüngliches Erscheinungsbild soll wiedergewonnen und die standortangepassten Eigenschaften der Gehölze sollen bewahrt werden.

Einleitung

Der Lärchen-Laubengang befindet sich im Ostgarten des Würzburger Hofgartens. Die verbliebenen Lärchenexemplare stehen in einem schmalen Grünstreifen, an der Rückseite des Laubenganges und sind beidseits von wassergebundenen Wegeflächen umgeben. Ein Teil des anfallenden Niederschlagswassers angrenzender Wegeflächen wird durch das entsprechende Gefälle in die Grünflächen der Lärchen geleitet. Dennoch ist standortbedingt generell eine geringere Wasserverfügbarkeit gegeben. Insgesamt zeichnet sich der Standort, entsprechend des allgemeinen Klimas in der Region Würzburg, durch teils extrem trockene Sommermonate aus.

 Im Laufe der Jahre sind die alten Lärchenexemplare des Laubengangs Stück für Stück altersbedingt ausgefallen. Bei der Neupflanzung soll den schwierigen Bedingungen mit der Verwendung standortangepasster Gehölze begegnet werden. Standortangepasste Gehölze, gezogen aus autochthonem Saatgut, versprechen eine größere Widerstandsfähigkeit gegenüber negativen Klimaeinflüssen (vor allem Trockenheit) und damit eine langfristig positivere Entwicklung an diesem ohnehin schwierigen Standort.

 Um den Laubengang aus Lärchen, von dem im Jahr 2018 nur sehr wenige Gehölzexemplare übrig waren, wieder zu vervollständigen, wurde also eine Nachpflanzung beschlossen. Der den Laubengang bisher ergänzende Goldregen wurde als Vorbereitung für die Neupflanzung gerodet.

 Ziel war es von Beginn an, nicht nur das Erscheinungsbild des Laubenganges wiederherzustellen, sondern auch die genetischen Eigenschaften der noch vorhandenen Gehölze zu erhalten. Dies soll die aus denkmalpflegerischen Gründen wünschenswerte Kontinuität der Gehölze sicherstellen sowie über die Jahre an den spezifischen Standort angepasste Eigenschaften (insbesondere im Hinblick auf Trockenheitsverträglichkeit) weitertragen.

Maßnahmenbeschreibung

In den Jahren 2015–2019 wurden in vier Wintern zur Gewinnung von Saatgut für die Vermehrung Zapfen der verbliebenen Lärchen gesammelt und getrocknet. Dabei war die Saatgutqualität und -menge nicht immer gleich gut. Die Aussaat erfolgte in vier Etappen, jeweils Ende April / Anfang Mai in den Jahren 2017–2020 im Gewächshaus der Gärtnerei des Hofgartens Würzburg. Nach dem Keimen und Austreiben wurden die Sämlinge pikiert und später in 9er-Pflanztöpfe getopft. Dabei zeigte sich, dass nur die in den ersten 14 Tagen nach Aussaat gekeimten Pflänzchen gut für die weitere Anzucht verwendbar waren. Nach guter Wurzelbildung in kleinen Pflanztöpfen erfolgte das Umtopfen in 3l-Schlitztöpfe.

Die Jungpflanzen, insbesondere der ersten Aussaat-Charge, entwickelten sich bis Anfang 2018 erfreulich gut, sodass noch im März desselben Jahres ein Auspflanzen erster Setzlinge am Laubengang erfolgen konnte. In zwei weiteren Pflanzetappen (November 2018 und November 2020) wurden die übrigen Setzlinge ausgepflanzt. Insgesamt konnte somit eine Nachpflanzung von 56 Lärchenexemplaren erfolgen.

Beim Pflanzen wurde für die Anwuchsphase Bodenaktivator in die Pflanzlöcher gegeben, anschließend wurden je ein Führungsstab sowie ein Mähschutz ergänzt. Durch intensive Pflege (Wässern vor allem in den sehr heißen Sommermonaten, Schnittarbeiten an den Seitentrieben, Freistellung der Leittriebe) zeigte sich ein guter und schneller Wuchserfolg. Nach etwa einem Jahr erreichten die meisten Pflanzexemplare bereits eine Höhe von ca. 100–150 cm. Durch weitere intensive Pflege setzte sich die positive Wachstumsentwicklung fort. Im vierten Jahr überragten einige Gehölze bereits den hinteren Teil des Laubenganges. In der nun folgenden Phase wird der Schwerpunkt auf der Gehölzerziehung liegen, um die Jungpflanzen an die Form des Laubenganges anzupassen.

Zu den Pflegearbeiten kommen damit Anbindearbeiten zur Bogenbildung des Laubenganges hinzu. Um den weiteren Erfolg der Maßnahme zu gewährleisten, wird auch weiterhin ein großes Augenmerk auf einer verstärkten Pflege liegen müssen. Die Entwicklung in den Folgejahren soll weiter beobachtet und dokumentiert werden.

Direkte Effekte

Das ursprüngliche Bild des Laubengangs ist auf einem guten Weg wieder vollständig hergestellt zu werden.

Eignung / Wertung / Probleme

Sowohl die Anzucht aus gesammeltem Lärchensaatgut in Töpfen als auch das Anwuchsergebnis nach Auspflanzen der Setzlinge sind als sehr positiv zu werten. Bereits in den ersten beiden Jahren entwickelten sich die Jungpflanzen zu etwa zwei Meter hohen Gehölzen, die nun als Laubengang in Form gezogen werden können. Bis zu diesem Stadium traten in der Anzucht und Pflege keine nennenswerten Schwierigkeiten auf. In der folgenden Phase steht vor allem die Formerziehung der Gehölze im Vordergrund und wird zu erproben sein. Insbesondere in der Anwuchsphase der Jungpflanzen sowie in den ersten Folgejahren ergab sich ein erhöhter Pflegeaufwand (u. a. häufiges Gießen während extremer Trockenperioden). Bei der Formerziehung erweist sich aktuell die Bogenbildung des Laubenganges als Herausforderung.

Erfolg

Bis zum aktuellen Projektstadium (Mitte 2024) zeigt sich ein sehr guter Erfolg. Die weitere Entwicklung und möglicherweise gesteigerte Anpassungsfähigkeit der autochthonen Gehölze an den Standort kann derzeit noch nicht bewertet werden.

Monitoring und Dokumentation

Die regelmäßige Pflege und Überwachung erfolgt durch den gärtnerischen Regiebetrieb des Hofgartens Würzburg. Bei jährlichen Begehungen mit dem zuständigen Gartenreferenten der BSV erfolgt eine Begutachtung der Gehölzentwicklung, die zudem fotografisch dokumentiert wird.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Wetterdaten für Würzburg (Quelle: Deutscher Wetterdienst):
Jahresmitteltemperatur (01.01.1947–01.02.2023): 9,7 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018): 11,7 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1956): 7,6 Grad Celsius
Absolutes Temp.maxium (07.08.2015): 39,4 Grad Celsius

Von Februar 2022 bis Januar 2023 lag die monatliche Durchschnittstemperatur an 10 Monaten über dem langjährigen (1981–2010) Monatsmittelwert. Diese Monate sind als zu warm zu bezeichnen.

Jahresniederschlag im Mittel (01.01.1947–01.02.2023): 596,1 mm

Von Februar 2022 bis Januar 2023 lag der monatliche Niederschlag an acht Monaten unter dem langjährigen (1981–2010) Monatsmittelwert. Betroffen waren insbesondere die Monate Mai bis August. Jedoch auch im Herbst und im März waren die Niederschlagsmengen gering.

Autoren

Sebastian Väth, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Download

Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen