Gewässerökologie

Natürliche Artenzusammensetzung in den Seen und Kanälen im Schlosspark Nymphenburg

Einleitung

Die Gewässer im Schlosspark Nymphenburg sowie der Pasing-Nymphenburger Kanal (außerhalb) wurden seit Jahrzehnten als Anzucht- und Angelgewässer an Fischereivereine verpachtet. Diese steuerte laut Vertrag auch den Fischbesatz in den Gewässern mit wühlenden Großfischarten (Karpfen, etc.) sowie nicht heimischen Graskarpfen. Um die Gewässer abfischen zu können, musste im Kanalsystem jährlich, in den Seen alle drei bis fünf Jahre, eine Bachauskehr stattfinden, bei der die Fischgewässer weitgehend trockengelegt wrden.

Im Zusammenhang mit der Fischereiverpachtung der Gewässer hat sich gezeigt, dass zum einen die hohe Dichte an z. T. fremden Großfischarten negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt in den Gewässern hat und zum anderen im Rahmen der Bachauskehr auch immer größere Ausfälle an Kleinfischen und Muscheln nicht zu vermeiden sind. Diese negativen Auswirkungen werden potentiell infolge längerer Hitzeperioden und Trockenheit durch den Klimawandel weiter verschärft, sodass die Gewässerökologie als solche stark beeinträchtigt werden könnte. Gerade, weil seltene und schützenswerte Tier- und Pflanzenarten in den Gewässern des Nymphenburger Schlossparks einen letzten Rückzugsort haben, liegt hier eine besondere Verantwortung bei der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Da die Gewässer in Nymphenburg aufgrund ihrer Muschelvorkommen und der teilweise seltenen Kleinfisch- und Amphibienarten natur- und klimaschutzrechtlich immer mehr an Bedeutung gewinnen, soll die Gewässerbewirtschaftung im Schlosspark mehr unter dem Aspekt einer natürlichen Artenzusammensetzung erfolgen. Zudem sind ökologisch gesunde Gewässer stabiler gegenüber den im Klimawandel häufiger auftretenden Stresssituationen (längere Trocken- und Hitzeperioden). Die Beschäftigung mit dem Thema der Gewässerökologie und mit dem Zustand der Gewässer ist auch begründet durch das Bestreben mit der knappen Ressource Wasser im Klimawandel schonender umzugehen.

Maßnahmenbeschreibung

Eine Verpachtung der Gewässer an Fischereivereine erfolgt nicht mehr, bestehende Verträge sind ausgelaufen und werden nicht erneuert. Zum Ende eines Vertragsverhältnisses wurde in den Gewässern abgefischt und die Großfische entnommen. Über den Zulauf der Würm soll eine Zuwanderung der heimischen (Klein-)Fischarten erfolgen und sich so kurz- bis mittelfristig das ursprüngliche Artenspektrum wiedereinstellen. Deshalb ist es auch wichtig, außerhalb des Parks den Zustrom des Pasing-Nymphenburger-Kanals aus der Fischereiverpachtung zu nehmen, da andernfalls von hier wieder eine Zuwanderung der eingesetzten Sportfischarten in den Park hinein erfolgen würde.

Die jährliche Bachauskehr wird ganz ausgesetzt und nur noch bei baulichem Bedarf durchgeführt. Weiterhin wurden zwei Fischrechen entfernt, die bis Dato die Pachtgrenzen der Fischereivereine voneinander teilten und die Durchgängigkeit der Gewässer verhinderten.

Begleitend können an den Gewässern ökologische Maßnahmen wie die Verbesserung der Uferstruktur, die Anlage von Flachwasserzonen, die Extensivierung der Grünflächenpflege, die Förderung von Strukturelementen in den Gewässern etc. den Projekterfolg deutlich steigern. Eine Maßnahme, die vor allem zur Reduzierung des Nährstoffgehaltes beitragen soll, ist die Entnahme von Wasserpflanzen an bestimmten Gewässern im Park. Die Vereinbarkeit der Maßnahmen mit der gartendenkmalpflegerischen Zielstellung ist gegeben. Dabei entsprechen z. B. flach ansteigende Uferbereich im Gegensatz zu steilen Uferbefestigungen auch dem gartendenkmalpflegerisch bevorzugten Parkbild.

Direkte Effekte

Die (gewässerweise) Entfernung des gebietsfremden Großfischbestandes fördert die Etablierung der Kleinfischpopulationen in den Gewässern. Auch führt die Maßnahme zur Reduzierung des Prädationsdrucks (Libellen, Amphibien und Kleinfische) sowie der Nutzfischkonkurrenz (fördert Kleinfische). Mit dem Ziel einer natürlichen Artenzusammensetzung bzw. Steigerung der Artenvielfalt werden im Hinblick auf die zukünftigen Klimaherausforderungen stabilere Gewässerstrukturen geschaffen.

Indirekte Effekte

Im Zusammenhang mit den Maßnahmen kommt es zu einem Erhalt bzw. einer Verbesserung der Wasserqualität.

Die Aufgabe bzw. Reduzierung der für die Fischereibewirtschaftung jährlich notwendigen Bachauskehr führt letztendlich auch zu einem schonenderen Umgang mit der klimatisch immer wichtiger werdenden Ressource Wasser.

Eignung / Wertung / Probleme

Es sind bereits positive Auswirkungen der Maßnahmen zu beobachten. Die Anzahl der Graureiher hat sich erholt, es sind deutlich mehr Kleinfische in den Kanälen und es wurden einzelne Bachforellen in den Gewässern gesichtet. Finanziell ist der Entfall der Pachteinnahmen als negative Folge der Maßnahme zu verbuchen. Allerdings können durch den Entfall der jährlichen Bachauskehren auch erhebliche Ausgaben für ökologische Baubegleitung und Personalkosten zur Durchführung eingespart werden. Problematisch bleiben Bedingungen außerhalb der Parkanlage, auf die die Maßnahme keinen Einfluss haben kann. Vor allem starke Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft sind hier als negativer Faktor einzustufen.

Erfolg

sehr guter Erfolg, Maßnahme wird weitergeführt

Monitoring und Dokumentation

Ökologisches Monitoring im Rahmen der Bachauskehr; angestrebtes Untersuchungsintervall von ca. fünf Jahren für die Eruierung der weiteren Bestandsentwicklung der Gewässer;

Analyse

Arteninventarisierung 2018/2019 mit Teilfokus auf Gewässer

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Das Wasser im Nymphenburger Schlosspark kommt über den Pasing-Nymphenburger-Kanal von der Würm. Über eine Vielzahl an Fließ- und Stillgewässern im Park (Kugelweiher, Pagodenburger See, Badenburger See, Kanäle) gelangt das Wasser im weiteren Verlauf durch den Würmkanal über den Olympiasee, den Schwabinger See und den Schwabinger Bach bis zur Isar.

Wetterdaten für München Stadt (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991-2020): 9,7 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018 und 2022): 11,3 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 8,3 Grad Celsius
Absolutes Temp.maximum (2003): 37 Grad Celsius (gemessen in 2 m Höhe)

2022 lag die Jahresmitteltemperatur (1991-2020) mit 11,3 Grad Celsius über dem langjährigen Monatsmittelwert.

 Jahresniederschlag im Mittel (1991-2020): 958,7 mm

Höchster Jahresniederschlag (2000): 1191,1 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2003): 656,9 mm

2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 830,3 mm etwas unter dem langjährigen Jahresmittelwert.

Bemerkungen

Für die BSV stehen für Fragen im Rahmen der Durchführung des Projekts die Fachberatung für Fischerei oder der Fachverband der Oberbayerischen Berufsfischer als Ansprechpartner zur Verfügung.

Autoren

Sven-Patric Klameth, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Umbaumaßnahmen zur Trockenlegung der Brunnhäuser bei nicht abgesenktem Wasserstand (für technische Kontrollen und Wartungen) – ca.10.000 Euro für Schlosserarbeiten

Laufende Betriebskosten

Entfall der Pachteinnahmen in Höhe von ca. 4000 Euro/Jahr

Eingesparte Arbeitszeit ca. 120 Std./Jahr

Eingesparte Kosten für ökologische Baubegleitung ca. 9000 Euro/Jahr

Projektlaufzeit

seit 2019 (letzter Pachtvertrag endete am 31.12.2023)

Download

Weiterführende Literatur

Kooperationsprojekt „Artenvielfalt im Gartendenkmal – Schlosspark Nymphenburg in München“, Juni 2020

Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger

Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Nymphenburg, Eingang 42

80638 München

poststelle@bsv.bayern.de