Gezielte Wasserführung
Erosionsminderung, Wasserrückhaltung
Ziel der Maßnahme
Durch unterschiedliche Maßnahmen soll versucht werden, die Erosionsgefahr, bedingt durch die topografische Lage am Hochufer des Schweriner Sees, zu minimieren.
Einleitung
Die Anlage von Schloss und Park Wiligrad, in malerischer Lage 30 m über dem Schweriner See gelegen, erforderte bereits zur Bauzeit der Parkanlage eine besondere bautechnische Leistung, die es zu sichern und wiederherzustellen galt. Schwierige Bodenverhältnisse – undurchlässige Mergel-, Lehm- und Tonformationen lassen eine Versickerung von Oberflächenwasser nur begrenzt zu – erschwerten zusätzlich nicht nur den Wegebau, sondern führten infolge der in letzter Zeit vermehrt auftretenden Starkregenereignisse auch zunehmend zu Problemen der kontrollierten Wasserabführung. Austretendes Schichtenwasser im hier quellreichen Hangbereich beeinträchtigte die Situation zusätzlich.
Maßnahmenbeschreibung
Eine Kombination verschiedener Maßnahmen sollte die Probleme beherrschbarer machen und den Pflegeaufwand in Zukunft minimieren helfen. So sichern Initialpflanzungen mit Efeu besonders erosionsgefährdete Bereiche, alte Entwässerungsrinnen wurden freigelegt und wieder nutzbar gemacht. Weiterhin wurde eine große Anzahl quer zum Weg verlaufender Entwässerungsrinnen eingebaut, die unterstützend zum seitlichen Gefälle das Niederschlagswasser so schnell wie möglich vom Weg ableiten. In besonders gefährdeten Bereichen mit extremen Gefällesituationen wurden breitere Gerinne gesetzt, um auch größere Wassermassen schnell aufnehmen zu können. Diese sogenannten Angstrinnen haben sich in der Praxis bereits bewährt und geholfen, größere Schäden im Wegebereich zu verhindern. In Parkbereichen mit sanfteren Modellierungen dienen offene Gräben und Mulden einer schnellen Wasseraufnahme und kontrollierten Ableitung. Diese Gräben sind bereits in historischen Unterlagen dokumentiert und konnten im Gelände auch in situ an vielen Stellen nachgewiesen werden.
Direkte Effekte
Das Ergebnis der Maßnahmen kann durchweg als positiv eingeschätzt werden, Erosion konnte weitestgehend verhindert und der Pflegeaufwand verringert werden.
Eignung / Wertung / Probleme
Massivere bauliche Anlagen im Bereich besonders exponierter Hangwege sind nicht unbedingt denkmalgerecht, sind aber, aufgrund vermehrt auftretender Extremniederschläge in kürzester Zeit, zwingend erforderlich.
Erfolg
Guter Erfolg, die Maßnahmen wurde zum Teil weiter ausgeweitet, Erfahrungswerte und eigene Beobachtungen waren dafür ausschlaggebend.
Analyse
Konkrete Bodenanalysen oder vergleichbare Gutachten wurden bisher nicht beauftragt.
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Trockene Lage an der Hangoberkante, direkt am Schweriner See
Wetterdaten für Schwerin Stadt (Quelle: DWD – Wetterkontor.de)
Jahresmitteltemperatur der relevanten Extremwetterlage (2018–2022 (2023 nur Teilwerte zum aktuellen Zeitpunkt)): 10,4 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2020): 10,7 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (2021): 9,6 Grad Celsius
Absolutes Temperaturmaximum (2022): 38,4 Grad Celsius
Jahresniederschlag im Mittel (2018–2022): 555,28 mm (Vergleichswert 2013-17: 651,78 mm)
Höchster Jahresniederschlag (2019): 695,8 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2018): 414,7 mm
Autoren
Dietmar Braune, Dezernatsleiter Gärten SSGK M-V
Investitionskosten
Durch die Vielzahl der Maßnahmen, die Komplexität der Arbeitsschritte bei der Errichtung und teilweiser Ausnutzung bereits vorhandener Strukturen, kann eine Investitionssumme nur schwer ermittelt werden.
Laufende Betriebskosten
Der laufende Pflegeaufwand ist nicht zu unterschätzen, so werden alle Rinnen und Abschläge fast täglich kontrolliert und müssen ggf. gereinigt werden. Verstopfungen führen ansonsten unweigerlich zu Wasserübertritt und damit zu ungelenktem Abfluss und Erosion. Nach Starkniederschlägen ist der Aufwand diesbezüglich besonders hoch.
Hier zeigt sich sehr deutlich, dass die Aufwendungen für Unterhaltung und Pflege einerseits steigen, der Aufwand für Reparatur und Instandsetzung von Wegen aber dadurch begrenzt werden kann.
Projektlaufzeit
Erste Maßnahmen wurden im Rahmen der denkmalgerechten Wiederherstellung der Parkanlage ab 2011 umgesetzt, werden kontinuierlich unterhalten und bei Erfordernis ausgebaut bzw. ergänzt.
Download
Weiterführende Literatur
Dietmar Braune, Schlosspark Wiligrad: Topographische Einflüsse im praktischen Restaurierungsprozess, in: Historische Gärten im Klimawandel, Hsg. SPSG, Edition Leipzig 2014.
Dietmar Braune, Der Schlosspark Wiligrad – romantische Gartenkunst am Steilufer des Schweriner Sees. Ein Park im Spannungsfeld jüngerer Gartengeschichte, in KulturERBE Nr. 9, Landesamt für Kultur und Denkmalpflege M-V 2016.
Zuständige Schlösserverwaltung
Staatliche Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen M-V