Kompostierung in Gärtnereien historischer Parkanlagen

Hofgärten Ansbach und Bayreuth

Ziel der Maßnahme

Kompostierung anfallenden Grünguts zur Weiterverwendung als Substrat

Einleitung

In den Gärtnereien der Bayerischen Schlösserverwaltung fallen im Rahmen der Pflanzenproduktion und beim Austausch der Wechselpflanzungen in den Parkanlagen große Mengen Grüngut an. Dazu kommen teils erhebliche Mengen Laub, Rasen- und Heckenschnitt aus den Parkanlagen. Zugleich werden für die Pflanzenproduktion, aber auch im Park für die Herrichtung von Wegekanten bzw. Banketten, im Rahmen von Nachpflanzungen sowie zur Bodenverbesserung in den Wechselbeeten große Mengen Substrat benötigt. Durch eine gezielte Kompostierung des anfallenden Grünguts soll der Stoffkreislauf innerhalb der Parkanlage und des Gärtnereibetriebes geschlossen werden und so die aufwendige Abfuhr großer Mengen Grünabfalls sowie der Ankauf teuren Substrats reduziert werden. Damit entfallen lange Transportwege und die Abhängigkeit von externen Substraterzeugern. Das macht die Pflege der Hofgärten klimafreundlicher und gleichzeitig weniger abhängig von Erzeugerregionen.

Maßnahmenbeschreibung

Nachfolgend sollen zwei unterschiedliche Kompostierverfahren vorgestellt werden, die sich v. a. hinsichtlich der überdachten bzw. freiliegenden Lagerung von Kompost unterscheiden.

 Ansbach:

2011 wurden ein Kompostplatz (150 m²) und ein Lauberdeplatz (150 m²) im Betriebshof gebaut. Kompostiert wird neben dem Laub aus dem Hofgarten, Grüngut aus der Gärtnerei, dem Kräutergarten und den Wechselflorflächen. Die mit Asphalt versiegelten Flächen sind leicht ausgemuldet, um den Kompost nicht zu stark austrocknen zu lassen. Dies hat sich allerdings als kontraproduktiv für die Verrottungsprozesse herausgestellt, weshalb dies im Rahmen einer anstehenden Sanierung behoben wird.

 Bayreuth:

Der Kompostplatz Freigelände misst insgesamt 11 m x 42 m = 462 m². Dort befinden sich zwei Mieten á ca. 90 m³, eine Entstehungsmiete für Komposterden der Gärtnerei (auf ca. 11 x 25 m) und eine Miete á ca. 200 m³ für Grünschnitt mit Herbstlaub vermischt. Letzterer wird von Herbst bis zum Sommer des Folgejahres (auf ca. 11 x 10 m) gelagert. Die Komposthalle erstreckt sich auf einer Fläche von 9,5 x 27 m = 257 m², sie beherbergt wechselnde Nutzungen, s. u. Der Topferdelagerplatz misst 14 m x 5 m = 70 m², dort lagert eine Miete mit gedämpfter Erde aus dem Kompost, insgesamt ca. 75 m³.

In Bayreuth werden zwei unterschiedliche Kompostierverfahren angewendet. Ein Verfahren erzeugt Praxiserde für die Verwendung in der Gärtnerei der Eremitage, das zweite Verfahren bereitet Grüngut für die Verwendung in der Landwirtschaft auf.

 Für die Bereitung der Erden zur Verwendung in der Produktionsgärtnerei werden auf dem Kompostplatz die Pflanzenabfälle mit der daran haftenden Erde aus den Wechselbepflanzungen des Hofgartens Bayreuth und der Eremitage Bayreuth gesammelt, ebenso wie alle Produktionsreste aus der Gärtnerei (Produktions- und Ausbildungsbetrieb) und kompostiert. Es entstehen daraus im permanenten Wechsel drei Haufen: den gerade im aktuellen Jahr entstehenden, den vom Vorjahr und den vom Vorvorjahr. Jeder dieser Haufen hat oder erreicht ein Volumen von ca. 90 + x m³ und belegt insgesamt etwas mehr als die Hälfte der Fläche des Kompostplatzes. Es wird jeweils der Komposthaufen vom Vorvorjahr verarbeitet. Dazu wird er zum Antrocknen unter die Komposthalle gesetzt. Auch lagert er damit schon nahe des Erdplatzes, wo dann im Juli/August das Durchsieben selbiger Erde und die Lagerung unter einer Folie (Nässeschutz) erfolgen. Anschließend wird die restliche, fertige Erde zur Verwendung von Herbst bis Winter vom Erdplatz unter die Komposthalle verlagert (ca. 30 m³), damit der Lagerplatz für die neue, noch zu dämpfende Erde frei wird. Danach folgt ggf. die Verbesserung durch Beimischung von torfarmen bis torffreien Zusatzstoffen (Versuchsphase zum völligen Torfausstieg läuft gerade) und das Sterilisieren dieser gärtnerischen Erden durch Dämpfen. Dann erfolgt deren Lagerung auf dem Erdplatz unter einer Folie (Vermeidung von Eintrag von Keimen, Pilzen, Unkrautsaat und Nässeschutz). Die Komposthalle dient im nördlichen Bereich als trockenes Erdlager und als Bereich für die weitere den Produktionsprozessen angepasste Mischung von Praxiserde (entsprechend den Anforderungen der jeweils im Jahresverlauf zu produzierenden Pflanzen). Außerdem dient die Halle zur trockenen Lagerung der neuen torfarmen oder torffreien Zuschlagsstoffe zur selbst erzeugten Praxiserde.

 Die Aufbereitung von Grünschnitt aus den Schlossanlagen zur anschließenden Verwendung in der Landwirtschaft  sieht folgendermaßen aus: Grünschnitt aus der Eremitage und dem Hofgarten Bayreuth werden im Südteil der Komposthalle überdacht gelagert, inkl. Auffangen der scharfen Sickersäfte. Der Rasenschnitt wird hier von Frühjahr bis Herbst gesammelt. Danach wird er auf den Kompostplatz gebracht, wo er mit dem auf dem Kompostplatz gemulchten Heckenschnitt und dem anfallenden Herbstlaub aus den Parkanlagen vermischt wird. Die Mischung lagert dort bis zum folgenden Sommer. Das Material wird dann von einem Landwirt aus der Nähe abgefahren, d. h. als Wirtschaftsdünger auf seinen Äckern verwendet.

Direkte Effekte

geringere Anschaffungskosten bei Substraten, Bindung der freiwerdenden Kohlenstoffe vor Ort

Indirekte Effekte

geringere CO2-Emmissionen für den Transport von Substraten, Unabhängigkeit von Preisschwankungen auf dem Markt und Katastrophenfällen

Eignung / Wertung / Probleme

Die Nutzung des erzeugten Kompostes und die Erfahrungen mit dem Material in der Verwendung in der Pflanzenproduktion sowie in der Parkanlage fallen in den Außenverwaltungen Ansbach und Bayreuth sehr unterschiedlich aus. Dies zeigt die zentrale Rolle des Erfahrungswissens bei der Optimierung von Kompostierverfahren für eine spezielle gärtnerische Anlage, das erst über einen längeren Zeitraum mit der Anwendung und Praxis wachsen muss. Zudem ist die Qualität des Komposts eng verbunden mit den verwendeten Ausgangsmaterialien. Während in Bayreuth schon über lange Zeit kompostiert  und Material aus zwei Anlagen verwendet wird, befindet sich die Kompostierung in Ansbach noch in einem Erprobungsstadium. Zudem scheint die Möglichkeit zur trockenen Lagerung/Ablagern des Komposts gewisse Vorteile mit sich zu bringen. Ein komplett unkrautfreier Kompost durch Heißrotte aller Erden ist bislang in keiner der Anlagen möglich, sodass die Verwendungsbereiche des Komposts darauf angepasst werden müssen. Gedämpft werden nur die Erden, die in der Gärtnerei zum Einsatz kommen. In beiden Anlagen sind ausreichend gärtnerisches Fachpersonal und Kontinuität in der Betreuung der Schlüssel zum Erfolg.

 Ansbach:

Je nach Ausgangsmaterial und Umsetzung besitzt der erzeugte Kompost unterschiedliche Qualitäten. Auf Grund dieser schwankenden Eigenschaften in der Zusammensetzung ist die Verwendung des Komposts in der Pflanzenproduktion nur sehr begrenzt möglich. Der Kompost kann als alleiniges Substrat in der Pflanzenproduktion nicht eingesetzt werden, da ein zu hoher organischer Anteil zu einem Nährstoffüberschuss für die Pflanzware führt.  

Für Topfkulturen in der Gärtnerei ist der Kompost daher auf Grund des hohen Nährstoffanteils weniger geeignet. Bewährt hat sich der Einsatz des Komposts als Anreichungssubstrat der Wechselbeete vor den Pflanzungen.

Im Herstellungsprozess des Komposts ist es schwierig, die notwendige Hitze zur Rotte zu erreichen. Dadurch bleiben oft Unkrautsamen keimfähig und werden mit dem Kompost in den Beeten ausgebracht. Je nach Lage der Fläche, der Besonnung, der Feuchtigkeit sowie den Ausgangsmaterialien müssen noch unterschiedliche Abdeckungen (z. B. schwarze Folie) erprobt werden. Auch der Feuchtigkeitsgehalt des Komposts bedarf ständiger Überwachung. Die in Ansbach gebaute Mulde sorgt zwar dafür, dass der Kompost nicht austrocknet, führt aber in nassen Jahren sowie im Winter zur Vernässung und damit zu einem Stocken der Rottungsprozesse. Bei zu trockener Witterung muss der Kompost jedoch gewässert werden. Durch die intensive Personalbetreuung des Komposts ist erfahrenes Personal notwendig, das für die speziellen ortsspezifischen Voraussetzungen Erfahrungen sammeln kann.   

Bayreuth:

Die Gärtnerei verwertet schon immer den Rücklauf von den Wechselflorbeeten als Grundlage für die Kulturerde in der Gärtnerei. Bislang wurde diese Erde vor dem Dämpfen noch mit ca. 30 Volumenprozent an Torf als Bodenverbesserungsmittel gemischt. Durch dieses Verfahren konnte im Verhältnis zu komplett zugekauften Torfsubstraten sehr umweltschonend gearbeitet werden. Seit einem Jahr arbeitet die Gärtnerei daran, auf torffreie Zuschlagsstoffe umzustellen. Im Bereich der Parkpflege wird bisher kaum Material aus der anfallenden Biomasse/Kompost als Zuschlagstoff für Erden verwendet. Lediglich für die Wechselflorbeete wird auf kleinere Mengen Erden aus der Gärtnerei zurückgegriffen. Größere Mengen werden ggf. zugekauft. Zum Auffüllen der Wegränder wird die abgelagerte Komposterde nicht mehr verwendet, da sich unschöne Beikräuter entlang der Waldwege entwickelten. Unkrautfreiheit des Kompostes/der Komposterde ließe sich nur durch eine ideale Verkompostierung mit Heißrotte oder durch ein Dämpfen aller Erden erreichen. Eine ideale Kompostierung der Biomasse aus der Parkpflege der beiden Anlagen Hofgarten Bayreuth und Eremitage lässt sich aber auf den vorhandenen Flächen und mit den bestehenden Betriebsstrukturen mit dem heutigen Maschinen- und Personalbestand nicht verwirklichen. Für die dadurch produzierte Menge an Kompost besteht in der Anlage aber auch kein Bedarf.

Erfolg

guter Erfolg, die Maßnahme wird (angepasst) weitergeführt

Monitoring und Dokumentation

nicht vorhanden

Analyse

Ansbach: Kompostuntersuchung 2022 auf Nährstoffgehalt

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Der Ansbacher Betriebshof liegt in einem Wasserschutzgebiet und FFH-Gebiet.

Autoren

Stefan Wallerius, Kurt Grübl, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Tamara Sand, Christian Schätzel I SGV Ansbach

Richard Meier, Georg Bauer I SGV Bayreuth

Investitionskosten

Ansbach: 130.000 Euro brutto (2011)

Laufende Betriebskosten

Ansbach:

laufende Betriebskosten:

-       regelmäßige Dichtigkeitsprüfung der Zisterne für die Sickerwässer

-       ggf. Entsorgung der Sickerwässer

-       Folienabdeckung

-       Personal- und Fahrzeugeinsatz

 Pflegeaufwand und Personalbedarf:

Guter Kompost braucht erfahrenes Personal, das die Bewirtschaftung kontinuierlich betreut. Der Pflegeaufwand eines Kompostes ist sehr abhängig davon, wieviel im Jahr umgesetzt (m³) und wie intensiv gearbeitet wird. Je intensiver die Betreuung und Pflege des Kompostes, umso besser dessen Qualität. Auch das System der Verkompostierung (z. B. Mietengrößen, Abdeckungen etc.), hat großen Einfluss auf die anfallenden Stunden bei Arbeitskräften und eingesetzten Maschinen.

2022 Eine Arbeitskraft mit max. 20 Std. und ca. fünf Betriebsstunden Fuhrpark (Grund: zeitlich begrenzte Personalengpässe)

2021 Eine Arbeitskraft mit über 100 Std., bei besserer Qualität des erzeugten Kompostes im Vergleich zu 2022 und einem Vielfachen der erzeugten Menge

 Bayreuth:

Umsetzen des Kompostes: EineArbeitskraft mit 1 Tag/Jahr ; + Radlader

Sieben: Eine Arbeitskraft mit 1 Ta /Jahr für ca. 80m³ + Leihgerät Trommelsieb (ca. 50 Euro/Stunde)

Dämpfen: Zwei Arbeitskräfte mit 1 Tag/Jahr + Dämpfer (Anschaffungskosten ca. 50.000 Euro)

Projektlaufzeit

seit 2011

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Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger

Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Nymphenburg, Eingang 42

80638 München

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