Mulchen von Kübelpflanzen

Einsatz von Lavagrus und Blähschiefer als Verdunstungsschutz bei Kübelpflanzen

Ziel der Maßnahme

Durch das Aufbringen einer Mulchschicht wird die Feuchtigkeit in der Kübelpflanze länger gespeichert, wodurch Wasser gespart und die Anzahl notwendiger Gießvorgänge reduziert wird.

Einleitung

Infolge anhaltender Hitze- und Trockenheitsperioden in den letzten Jahren sind die Regiebetriebe der Außenverwaltungen der Bayerischen Schlösserverwaltung gezwungen durch regelmäßige Bewässerung den Vegetationsbestand in den Gartendenkmälern vor irreversiblen Trockenschäden zu bewahren. Vordringlich werden bedeutende Altbäume und Neupflanzungen bewässert und deren zusätzliche Pflege während der Sommermonate in die laufende Unterhaltsroutine der Außenverwaltungen mit aufgenommen. Besonders stark von Austrocknung betroffen sind die Parterrepflanzungen sowie die wertvollen Kübelpflanzenbestände, zumal sich diese meist in direkter Sonnenexposition befinden. Dort machen sich die heißen und trockenen Frühsommer und Sommer besonders deutlich bemerkbar.

Das 2009 bis 2012 wiederhergestellte Orangerieparterre im Schlosspark Seehof stellt eine besondere Attraktion dar. Auf der südexponierten, vollsonnigen Fläche im unmittelbaren Vorfeld der beiden repräsentativen Orangeriegebäude werden seit 2012 in den Sommermonaten 168 Zitruspflanzen präsentiert. Um den Wasserverbrauch sowie die Anzahl der notwendigen Gießgänge und die damit verbundene personelle Auslastung zu verringern, wurde im Schlosspark Seehof eine Mulchschicht aus Lavagrus und Blähschiefer auf der Erdoberfläche der Zitruskübelpflanzen aufgebracht. Das Ziel der Maßnahme besteht darin, die exponiert positionierten Kübelpflanzen vor den sommerlichen Witterungseinflüssen weitestgehend zu schützen. Insbesondere soll hierdurch einer übermäßigen Verdunstung und Überhitzung des Wurzelraums entgegengewirkt und die eingebrachte Bodenfeuchte möglichst lange in den Kübeln gehalten werden. Die Verwendung von Mulch bei Stauden- und Strauchpflanzungen oder auch in der Baumschulanzucht ist im Garten- und Landschaftsbau aufgrund der positiven Effekte gängige Praxis. Die Schloss- und Gartenverwaltung Bamberg regte deshalb an, auch die Kübelpflanzen mit einer Mulchschicht zu versehen, um von den vielen Vorteilen zu profitieren und den Regiebetrieb zu entlasten.

Maßnahmenbeschreibung

Bei der Auswahl des Mulch-Materials wurde darauf geachtet, dass das bewährte Erdsubstrat, beispielsweise im pH-Wert, nicht beeinflusst oder verändert wird. Deshalb entschied man sich für die Verwendung eines mineralischen Mulches. Zunächst wurden verschiedene mineralische Materialen bestellt und sowohl auf ihre spezifischen Eigenschaften als auch auf ihre Optik hin überprüft. Der Mulch sollte sich farblich möglichst wenig von der Pflanzerde abheben und fein genug sein, um ein relativ einheitliches Oberflächenbild zu gewährleisten. Gemeinsam mit der Fachabteilung fiel die Entscheidung für die Verwendung einer Mischung von gebrochenen, mineralischen Materialien.

Im Jahr 2012 wurde das durch die Außenverwaltung hergestellte Lava-Blähschiefer-Gemisch zunächst versuchsweise bei einigen Zitruskübelpflanzen im südlichen Bereich des Parterres eingesetzt, um die Materialauswahl auf ihre Eignung in der Praxis zu beproben.

Die Mischung mit der Körnung 2/8 erwies sich als optisch sehr unauffällig und auch die erhofften positiven Effekte in Bezug auf eine Reduktion der Verdunstung bestätigten sich. Im Jahr 2013 versah der Regiebetrieb der SGV Bamberg daraufhin alle Zitruskübelpflanzen mit einer ca. 3–4 cm dicken Mulchschicht aus Lavagrus und Blähschiefer.

Direkte Effekte

Durch die Verwendung der Mulchschicht konnten zusätzliche Gießgänge am Wochenende vermieden werden, da das Substrat deutlich länger feucht bleibt. Schwerpunktmäßig in den Sommermonaten muss der Regiebetrieb durch die aufgebrachte Mulchschicht merklich weniger gießen. Bislang war es ausschließlich bei extremen Wetterlagen (z.B. zuletzt 2020 u. 2022) nötig, einen „Not-Gießdienst“ über die wenigen betreffenden Wochenenden bzw. Feiertage bereitzustellen. Durch die Mulchschicht werden extreme Temperaturschwankungen abgemildert und die Wurzeln der Zitruspflanzen im Sommer durch Verdunstungskälte gekühlt.

Des Weiteren bildet sich wenig bis kein Wildkrautbewuchs in den behandelten Kübeln und es entsteht durch das gleichmäßige Aufbringen des mineralischen Materials ein optisch relativ einheitliches Gesamtbild. Durch die Mulchschicht wird der direkte Kontakt von abgestorbenen Pflanzenteilen, Laub oder abgefallenen Blüten mit dem eigentlichen Kultursubstrat der Zitruspflanzen vermieden, wodurch vermutlich auch der Pilzbefall reduziert wird.

Indirekte Effekte

Ein weiterer positiver Effekt entsteht in einer leichten Vermischung des Mulch-Materials mit der oberen Substratschicht. Der (Fein-)Wurzelraum der Kübelpflanze wird hierdurch zusätzlich belüftet. Bei neugepflanzten Exemplaren (direkt nach dem Umpflanzen) schützt die Mulchschicht unter anderem den Feinwurzelanteil der Jungpflanzen. Zudem ist positiv zu erwähnen, dass das Mulchen zur Verminderung einer Gießmulde zur Topfmitte hin beiträgt.

Eignung / Wertung / Probleme

Das Mulchen der Erdoberfläche der Kübelpflanzen sowie das eingesetzte Mulch-Material haben sich nach Einschätzung des Regiebetriebs der SGV Bamberg als sehr geeignet erwiesen; Gießgänge konnten eingespart werden (s.a. direkte Effekte). Der Regiebetrieb beobachtet, dass durch das Aufbringen von Lavagrus und Blähschiefer jedoch – anders als erhofft – nur eine geringfügige Wirkung gegen das Einnisten von Ameisen erzielt wird. Ggf. ist hierfür der Umstieg auf eine größere Kornabstufung nötig. Aus Sicht des Regiebetriebes im Schlosspark Seehof, hat sich das Mulchen der Zitruskübel bewährt. Die Kosten und der Aufwand des Einbauens der mineralischen Schicht sind gering im Verhältnis zu den zahlreichen Vorteilen.

Erfolg

sehr guter Erfolg, die Maßnahme wird weitergeführt

Monitoring und Dokumentation

Der Regiebetrieb der SGV Bamberg hält sämtliche Maßnahmen zur Pflege des Kübelpflanzenbestands (Anzahl Gießvorgänge etc.) während der Überwinterung in der Orangerie in Tabellen fest, u. a. um die tatsächlich benötigte Wassermenge zu dokumentieren und zu kontrollieren. In den Sommermonaten werden die Wassermengen von der Außenverwaltung hingegen nicht erfasst, in diesem Zeitraum werden die Zitruskübelpflanzen immer nach Bedarf gegossen. Grundsätzlich gelten Montag, Mittwoch und Freitag als „Regelgießtage“, an diesen Tagen werden die Pflanzen immer gewässert bzw. die Substratfeuchte kontrolliert.

 Seit dem Aufbringen der Mulchschicht bei den Kübelpflanzen des Orangerieparterres vor zehn Jahren, sind im gleichen Maße langfristige Vorteile festzuhalten. Insbesondere die Reduzierung der notwendigen Gießvorgänge wurde anhand regemäßiger Feuchtigkeitskontrollen des Pflanzensubstrats vom Regiebetrieb überprüft (die wahrgenommenen Veränderungen wurden jedoch nicht schriftlich festgehalten). Schwerpunktmäßig in den Sommermonaten muss der Regiebetrieb durch die aufgebrachte Mulchschicht merklich weniger gießen. Lediglich in den Sommern 2020 und 2022 mit ihren extremen Temperaturen mussten einzelne Zwischenwässerungen an den Wochenenden oder an Feiertagen vorgenommen werden.

Analyse

Aus den letzten Jahren liegt kein Gutachten vor; zuletzt wurde vor einigen Jahren ein Bodengutachten vom Regiebetrieb in Auftrag gegeben, um den Salzgehalt im Kübelpflanzensubstrat zu kontrollieren, da sich durch das porige Substrat gerne Salzkristalle einlagern (damals wurde jedoch kein erhöhter Salzgehalt festgestellt). Es ist jedoch geplant, mittelfristig erneut ein Bodengutachten erstellen zu lassen, um den Status quo des Zitruskübelpflanzensubstrates zu bestimmen und auf unerwünschte Tendenzen frühzeitig reagieren zu können.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Wetterdaten für Bamberg, ca. 4 km südwestlich von Seehof (Quelle: Deutscher Wetterdienst):
Jahresmitteltemperatur (1991-2020): 9,4 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018): 10,7 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 7,7 Grad Celsius
Absolutes Temp.maximum (2019): 38,2 Grad Celsius

2022 lag die Jahresmitteltemperatur mit 10,6 Grad Celsius über dem langjährigen Jahresmittelwert (1991-2020).

Jahresniederschlag im Mittel (1991-2020): 637,0 mm

Höchster Jahresniederschlag (2010): 867,6 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (1991): 435,5 mm

2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 573,4 mm etwas unter dem langjährigen Jahresmittelwert.

Autoren

Gabriele Ehberger, Alexandra Greim, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Die Investitionskosten der SGV Bamberg betrugen für die Erstanwendung (2013) 450 Euro als reine Materialkosten,
hier ist die Arbeitszeit des Regiebetriebs noch nicht berücksichtigt. Bislang wurde keine weitere Nachbestellung des Mulchmaterials von der Außenverwaltung in Auftrag gegeben, da der Mulch aufgrund der mineralischen Beschaffenheit eine sehr lange Standzeit besitzt. Die Beschaffung der jeweiligen Zuschlagsstoffe erfolgte damals einzeln zu je 1,5 m³, für das Jahr 2024 wird erstmals wieder eine Neubestellung nötig sein.

Laufende Betriebskosten

Bislang entstanden keine weiteren Kosten. Im Gegenteil – durch das Einsparen von „Not-Gieß-Diensten“ konnten personelle Ressourcen geschont werden.

Projektlaufzeit

Bereits im Jahr 2012 wurde mit dem Mulchen in Form von gebrochenem mineralischem Material im Schlosspark Seehof begonnen (Start der ersten Testphase). Die Gesamtumsetzung bzw. Ausweitung des farblich angepassten Mulchmaterials auf die Kübelpflanzen des Orangerieparterres erfolgte 2013 und wird bis heute fortgeführt.

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Weiterführende Links

Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger

Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Nymphenburg, Eingang 42

80638 München

poststelle@bsv.bayern.de