Nachpflanzung mit autochthonen Jungbäumen

Zur Anpassung der Jungpflanzen/Sämlinge an den vorhandenen Standort 

Ziel der Maßnahme

Klimatisch bedingte Trocken- und Hitzeperioden haben in den historischen Gärten zu starken Verlusten in den Gehölzbeständen geführt. Es besteht ein hoher Bedarf an gartendenkmalgerechtem Ersatz historischer Gehölze. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Gehölze geringer Pflanzqualität (bis ca. 1,60 Meter Höhe) aus Eigenwerbung in den Parkanlagen sowie Forstbaumschulware in kleinen Qualitäten regionaler Herkunft zu sehr guten Anwachserfolgen führen. Es wird erwartet, dass sich Gehölze, die von klein auf unter den örtlichen Bedingungen aufwachsen, deutlich besser an die veränderten Klimabedingungen sowie den von Geologie und Relief bestimmten Naturraum anpassen können als Pflanzenmaterial in großen Gehölzqualitäten aus konventionellen Baumschulen. Gleichzeitig ist mit der Eigenwerbung der Erhalt örtlicher, bzw. innerartlicher genetischer Vielfalt verbunden.

Einleitung

In allen historischen Gärten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten besteht ein hoher Bedarf zum Ersatz verlorener historischer Gehölze. Die Nachpflanzungen erfolgen nach gartendenkmalpflegerischen Grundsätzen unter Verwendung der gleichen Gehölz-Art, die – vordringlich bei Solitärgehölzen – am exakten historischen Standort vorgesehen sind, um die ursprüngliche gestalterische und raumbildnerische Konzeption zu erhalten.

Maßnahmenbeschreibung

Im Schlosspark Altenstein wurden als Ersatz für ausgefallene Altbäume im Herbst/Frühjahr 2020 Jungpflanzen des regionalen Herkunftsgebiets nach Verordnung über Herkunftsgebiete für forstliches Vermehrungsgut (FoVHgV) aus der Forstbaumschule Breitenworbis im Park gepflanzt (1 Rotbuche, 1 Bergahorn, 11 Winterlinden, 2 Fichten, 1 Spitzahorn und eine Robinie aus Eigenwerbung im Park). Im Herbst/Frühjahr 2021/2022 wurden zusammen 10 Buchen- und 10 Lindensämlinge sowie ein Sämling einer rotblühenden Kastanie im Park gewonnen, möglichst ohne Wurzelverletzungen gerodet und direkt an den zukünftigen Solitärstandort verpflanzt. In der Saison 2023 folgten 11 Rotbuchen und 6 Winterlinden, ebenfalls aus dem eigenen Bestand. Gleichzeitig wurde jeweils eine umfangreichere Bodenverbesserung vorgenommen, um den Standort langfristig zu verbessern. Dazu wurde eine 50 cm tiefe Pflanzgrube (ca. 0,5 m³) mit einem Gemisch aus 80 % Oberboden und 20% Terra Preta Substrat aufgefüllt, dass für eine bessere Nährstoff- und Wasserspeicherung sorgen soll. Ab 2023 wurde das Terra Preta-Substrat nur noch unterhalb 25 cm Bodentiefe eingebaut um eine Wurzelbildung in tieferen Bodenschichten zu befördern und nicht in die zuerst austrocknenden oberen Schichten. Die Pflanzungen wurden gestäbt und gegen Wildverbiss und Vandalismus mit Baumpfählen und Drahteinhegung aus Wildschutzzaun versehen. Die Anwuchserfolge sind sehr gut und die Ausfallquotengering. Die Ergebnisse waren dabei beim eigenen Material noch besser als beim Forstbaumschulmaterial.

Im Fürstlich Greizer Park werden einzelne Sämlinge im Park unter anderem von Eichen und Buchen aus der Naturverjüngung gewonnen und in Töpfen weiterkultiviert. Von 2018 bis 2022 wurden fünf ausgefallene Altbäume damit ersetzt. Eine Pflanzung eines Stileichensämlings erfolgte 2019 nördlich des Sommerpalais in den hohlen Baumstumpf einer einige Jahre zuvor abgestorbenen Alteiche. In der Nähe der Seufzerallee wurden 2018 zwei Roteichensämlinge an historische Baumstandorte gepflanzt. Sie stammen von den ersetzten Bäumen ab. 2022 folgten eine Buchenersatzpflanzung im Blumengarten sowie 2023 der Ersatz einer ausgefallenen Eiche in einer Eichengruppe, die aus der Landschaftsgartenphase vor der letzten Umgestaltung ab 1873 stammt.

Zum Teil wurde Baumsubstrat auf Lavabasis mit eingebaut. Alle Sämlinge werden jährlich gedüngt. Zurzeit wird das Produkt Arbostrat von der Fa. Hauert verwendet (kalibetont).

Im Schlosspark Wilhelmsthal wurden im Winter 2021/2022 fünf Nachpflanzungen an Standorten verlorengegangener Altgehölze durchgeführt. Es handelt sich um Fichten, die mit Forstbaumschulware ersetzt wurden nachdem durch eine Firma zuvor die Stubben der Altbäume in dem locker stehenden Fichten- und Lärchenbestand ausgefräst worden waren. Der Materialaushub aller ca. 50cm tiefen Pflanzgruben wurde mit 5% Pflanzenkohle und die Vegetationstragschicht bis 15cm Tiefe mit Fertigkompost angereichert.

Bei zwei der Pflanzungen erfolgte zusätzlich die Einarbeitung von 20% Terra Preta in die Baumgrube (ca. 0,5m³/Baumgrube in den oberen 50cm).

Für die drei anderen Fichtenpflanzungen wurden als Bodenhilfsstoff Endomykorrhizapilze eingebracht. Das eingesetzte Produkt „GROWtect Mykorrhiza RF 20“ enthält gemäß Produktbatt heimische Stämme und keine gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Enthalten sind: Rhizoglomus irregulare (Blaszk.,Wubet, Renker & Buscot) Sieverd., G.A. Silva & Oehl; Funneliformis mosseae (T.H. Nicolson & Gerd.) C.Walker & A. Schüßler; Funneliformis caledonium (T.H. Nicolson & Gerd.) C.Walker & A. Schüßler.

Trägermaterial für das Produkt ist Blähton 0,5–2,5 mm.

Die Gehölzpflanzung erfolgte durch die örtliche Parkverwaltung.

Direkte Effekte

Durch diese Methode ist die Gefahr versehentlich falsch gelieferte Baumschulware zu pflanzen (deren Unterscheidung oft kaum oder erst wesentlich später möglich ist), ausgeschlossen. Die Jungpflanze kann sich an die Standortbedingungen von Beginn an anpassen. Die Pflanzen weisen in der Regel keine Verpflanzungsschock auf.

Indirekte Effekte

Durch eine bessere Anwuchs- und Entwicklungsgarantie ergeben sich weniger Folgeschäden und damit geringere Kosten in der Entwicklungszeit. Nachteile von Baumschulmaterial wie Wurzelverluste, die gleichzeitig Eintrittspforte für Krankheiten oder Pilze sind, werden vermieden. Ebenso wird das Einschleppen von Krankheiten bei Eigenwerbung des Materials verhindert. Das Pflanzen in prägende Baumstubben ist gleichzeitig ein Vermittlungsinstrument gartendenkmalpflegerischer Maßnahmen indem der ständige Ersatz des historischen Pflanzenmaterials am exakten Standort demonstriert wird.

Eignung / Wertung / Probleme

Die Verwendung von geringen Gehölzqualitäten ist im Vergleich kostengünstige, erfordert aber meist einen umfangreicheren Baumschutz.

Erfolg

Erste Auswertungen haben ergeben, dass die Sämlinge in den ersten Jahren einen bedeutend größeren Wuchserfolg aufzeigen. Während Baumschulware nach Pflanzung oftmals eine Zeitlang im Wuchs stagnieren, ist das Wachstum der Sämlinge von Beginn an gut und gleichmäßig.

Monitoring und Dokumentation

Ein Monitoring des Anwuchs- und Entwicklungserfolges erfolgt stätig durch die zuständige Parkverwaltung vor Ort. Dokumentiert wird das verwendete Pflanzmaterial sowie die denkmalpflegerische Begründung des Standortes (Vorgängerbaum, denkmalpflegerische Herleitung über Fotos, Pläne, Archivmaterial etc.).

Bemerkungen

Durch das Pflanzen von kleineren Qualitäten ist zum einen ein Schutz gegen Verbiss und Vandalismus mittels Drahtgeflechts notwendig, zum anderen erfolgt für Besucher die Vermittlung der Vorgehensweise und Ziele, um Akzeptanz für die Maßnahmen zu erzielen.

Autoren

Dipl.-Ing. Dietger Hagner; Gartenreferent Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

M. Eng. Jonathan Simon; Gartenreferent Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Kooperationspartner:innen

Keine

Fördermittelgeber

Keine

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Zuständige Schlösserverwaltung

Gartenreferat, Abteilung Bauten und Gärten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Kontakt

Dipl.-Ing. Dietger Hagner

M. Eng. Jonathan Simon