Rasenparterre auf Trockenstandorten

Erprobung trockenheitsresistenterer Saatgutmischungen im Hofgarten Veitshöchheim

Einleitung

Die Rasenparterre im Hofgarten Veitshöchheim befinden sich im Nord-Osten des Hofgartens Veitshöchheim. Die Einzelflächen liegen auf einer aus dem Gelände herausragenden Terrasse und sind symmetrisch um das Schloss gruppiert. Aufgrund der exponierten Höhenlage, der allseitig umgebenden wassergebundenen Flächen sowie der häufig auftretenden Trockenperioden im Großraum Würzburg-Veitshöchheim sind die Rasenparterre-Flächen extremen Bedingungen ausgesetzt. Durch die erhöhte Position im Gelände wird durch Winde die Trockenheitsproblematik noch zusätzlich verschärft. Ebenso tragen die sich aufheizenden Wegeflächen zu einer Verstärkung der Trockenheit bei.

In den letzten fünf bis zehn Jahren zeigten sich die Rasenflächen vor allem in den Sommermonaten zunehmend als vollständig vertrocknete Bereiche. Die Schädigung ist teils soweit fortgeschritten, dass sich die Flächen während feuchter Wetterphasen nicht mehr selbstständig regenerieren. Um das ohnehin sehr knappe Wasser zu sparen, ist ein Wässern der Rasenbereiche im Hofgarten derzeit nicht vorgesehen und soll möglichst auch zukünftig vermieden werden. Daher wurde entschieden, alternative Saatgutmischungen zu testen, die eine höhere Trockenheitsresistenz versprechen.

Maßnahmenbeschreibung

Die Rasenflächen auf dem Schlossparterre wurden im Frühjahr (März) 2021 überarbeitet, d. h. vertikutiert, belüftet und mit einer trockenheitsverträglichen Rasensaatgutmischung (Zusammensetzung der Rasenmischung: RSM 2.2.1 für Trockenlagen => 60% Rotschwingel Festuca rubra, 15% Schafschwingel Festuca trachyphylla, 25% Wiesenrispe Poa pratensis) nachgesät. Der bestehende Rasen wurde dabei bewusst nicht abgeschält. Es wurden lediglich durch das Vertikutieren Moose entfernt, die Oberfläche wurde gelockert. Die Flächen wurden anfänglich gewässert und sind während einer feuchten Wetterphase nach der Ansaat gut gekeimt und angewachsen. Zur Unterstützung des Wachstums werden die Parterreflächen regelmäßig mit Bio-Dünger gedüngt.

Es zeigte sich im Frühjahr/Sommer 2022, dass bei starker Trockenheit auch die überarbeiteten Flächen braun werden. Sobald jedoch Feuchtigkeit verfügbar ist, etablierte sich wieder ein grünes Erscheinungsbild. Zunehmend setzt sich jedoch auch Klee in den Flächen durch, der eine noch stärkere Trockenheitsverträglichkeit aufweist und länger grün bleibt. Zum Jahresbeginn 2023 sind die Parterrebereiche flächig begrünt und sollen daher, trotz des Braunwerdens im Sommer, vorerst nicht mit anderen Saatgutmischungen bearbeitet werden. Infolge ergiebiger Niederschläge im 1. Halbjahr 2024 zeigen sich die Flächen weiterhin durchgängig begrünt. Die Entwicklung der Flächen wird zunächst weiter beobachtet.

Auf anderen Flächen sollen aber weitere, alternative Saatgutmischungen erprobt werden. Im Jahr 2023 wurde im Bereich der Nutz-/Küchengartenquartiere eine kleine Versuchsfläche (ca. zwei Quadratmeter) mit einer Mischung aus Gräser- und Mikroklee-Samen angelegt. Die BSV versprach sich von dieser Mischung eine merklich erhöhte Resistenz gegen Trockenheit im Vergleich zu reinen Gräsermischungen sowie weniger Rasenunkräuter durch die Beschattungswirkung des Klees auf den Boden (Erschwerung der Keimung von anderen Unkräutern). Sofern sich die Fläche nach der Ansaat auch in Trockenheitsphasen gut entwickelt hätte und die derzeitigen Parterreflächen erneut Probleme aufweisen, sollte die neue Mischung auch direkt auf einer Teilfläche des Parterres erprobt werden. Im Gegensatz zum normalen, großblättrigen Weiß-Klee, wäre der Aspekt des Mikroklees für die Parterres optisch verträglicher. Durch die Stickstofffixierung in den Kleewurzeln könnte ggf. die Düngergabe reduziert werden oder entfallen. Leider erwies sich der Versuch mit einer Mikroklee-Gräser-Mischung als nicht erfolgreich, so dass die weitere Erprobung eingestellt wurde.

Eine Ausweitung des Versuchs auf weitere Saatgutmischungen ist denkbar. Auch ein Vergleich der Entwicklung von Testflächen, einmal mit minimaler Wassergabe (z. B. eine definierte Menge einmal wöchentlich) und einmal ohne zusätzliche Wassergabe, ist angedacht. Aktuell wird die Umsetzbarkeit der Bewässerungsversuche noch geprüft.

Direkte Effekte

Durch das Anwenden der neuen Saatgutmischung konnte sich das Parterre in den Feuchtephasen wieder regenerieren.

Indirekte Effekte

Die Maßnahme hat weitere Versuche zu resistenteren Rasenmischungen angestoßen.

Eignung / Wertung / Probleme

Es zeigte sich im Frühjahr/Sommer 2022, dass bei starker Trockenheit auch die überarbeiteten Flächen braun werden. Sobald jedoch Feuchtigkeit verfügbar war, etablierte sich erneut ein grünes Erscheinungsbild. Zunehmend setzt sich jedoch auch Weiß-Klee in den Flächen durch. Weiß-Klee nimmt in den Flächen mit der Zeit überhand und verdrängt den Rasen. Ziel ist es jedoch möglichst Rasenflächen zu erhalten. Rasen in Kombination mit Mikroklee erwies sich auf einer Versuchsfläche als nicht erfolgversprechend.

Erfolg

Die Maßnahme hat zu einer etwas stabileren Rasenmischung geführt, die jedoch noch weiter optimiert werden muss.

Monitoring und Dokumentation

Die regelmäßige Pflege und Überwachung erfolgt durch den gärtnerischen Regiebetrieb des Hofgartens Veitshöchheim. Bei Begehungen mit dem zuständigen Gartenreferenten der BSV erfolgt eine Begutachtung der Flächenentwicklung, die zudem fotografisch dokumentiert wird.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Wetterdaten für Veitshöchheim (Quelle: AgrarMeteorologie Bayern/LfL):
Jahresmitteltemperatur (1991–2022): 10,0 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2022): 11,6 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 8,0 Grad Celsius
Absolutes Temp.maximum (2015): 39,1 Grad Celsius (gemessen in 2 m Höhe)

2022 lag die Jahresmitteltemperatur mit 11,6 Grad Celsius über dem langjährigen Monatsmittelwert.

Jahresniederschlag im Mittel (1991–2022): 597,0 mm

Höchster Jahresniederschlag (2002): 781,3 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (1991): 419,0 mm
2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 646,2 mm etwas über dem langjährigen Jahresmittelwert.

Autoren

Sebastian Väth, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Materialkosten Ansaat 2021 (Saatgut, Dünger): ca. 150 Euro Rasensamen, 350 Euro für Dünger

Materialkosten Ansaat 2023 (Saatgut, etc.): ca. 20 Euro bei 10 m²

Laufende Betriebskosten

Jährliche Pflege (Düngen, Mähen, ggf. Vertikutieren, ggf. Gießen): ca. 100 Mitarbeiterstunden/Jahr (grob geschätzt)

Gießwasser: ca. 30m³/Jahr aus Zisterne

Projektlaufzeit

2021–ca. 2025

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Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger

Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Nymphenburg, Eingang 42

80638 München

poststelle@bsv.bayern.de