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Regenwassernutzung in historischen Parkanlagen
Hofgarten Ansbach
Ziel der Maßnahme
Auffangen von Regenwasser zur Nutzung als Gießwasser
Einleitung
In den trockenen Sommern der vergangenen Jahre ist Wasser zunehmend zu einem knappen Gut geworden. Vor diesem Hintergrund ist der steigende Trinkwasserverbrauch zum Gießen der Gartenanlagen nur noch schwer zu verantworten. Das Auffangen von Oberflächen- und Dachwasser und anschließende Verwendung als Gießwasser bietet sich an, um die Entnahme von Trinkwasser zu reduzieren und Wasserverbrauchskosten zu senken.
Maßnahmenbeschreibung
Hier werden zwei Maßnahmen aus dem Hofgarten Ansbach beschrieben, dabei werden bereits vorhandene Wasserreservoirs erschlossen und anfallendes „Regenwasser“ nutzbar gemacht.
Das Sickerwasser der versiegelten Kompostflächen (300qm) im Betriebshof des Hofgartens Ansbach wird in zwei Abwassersammelgruben von je 7,4m³ Fassungsvermögen gesammelt. Da der Kompost nicht überdacht ist, fällt Niederschlag auf die verschiedenen Kompostflächen. Je nach Niederschlagsmenge stehen so max. 14m³ Gießwasser für die Gärtnerei und den Hofgarten zur Verfügung. Nach Beprobung können diese Sickerwässer unbedenklich zum Gießen verwendet werden. Dies hängt aber sicherlich auch mit der Ausmuldung der versiegelten Kompostfläche zusammen, auf der die konzentrierten Sickerwässer oft stehen bleiben, verdunsten oder vom Kompost wieder aufgesaugt werden. Bei intensiver Kompostierung und Ableitung sämtlicher Sickerwässer (was für den Kompostierungsvorgang sinnvoll wäre), könnte das aufgefangene Wasser durch einen erhöhten Salzgehalt nicht mehr zum Gießen geeignet sein.
Zusätzlich wird Dachwasser im Gärtnereigelände in einem nach der Stilllegung gereinigten, unterirdischen Öltank gesammelt. Da dieses Dachwasser kalkfrei ist, wird es zum Gießen der Kübelpflanzen, insbesondere der Citrusgewächse, verwendet. In trockenen Sommern fällt diese Wasserreserve aber oft trocken.
Aus dem historischen Regenrückhaltebecken im Hofgarten Ansbach kann durch eine Tauchpumpe Regenwasser als Gießwasser für den Park entnommen werden. Damit wird ein Volumen von 61 m³ Gießwasser erschlossen. Es wird Oberflächenwasser des Betriebshofes, der angrenzenden Nebengebäude, sowie der Wegeflächen im Park in diesem Rückhaltebecken angestaut. Zur Verteilung im Hofgarten kann ein Gießwagen genutzt werden, in der Regel wird dieses Wasser für die Bewässerung von Neupflanzungen eingesetzt werden. Günstig ist das kalkfreie Regenwasser zudem, um Kübelpflanzen zu bewässern (s. u.), besonders die Citruspflanzen benötigen kalkfreies Gießwasser. Zu beachten ist die Gefahr des Eintrags von Pilzsporen über das Oberflächenwasser. Deshalb wird das Wasser nur als Notfallreserve bei extremer Wasserknappheit und Trockenheit verwendet.
Direkte Effekte
Geringerer Bedarf an Trinkwasser zu Bewässerung
Indirekte Effekte
Weniger Konkurrenz zur Trinkwasserversorgung in Trockenphasen
Eignung / Wertung / Probleme
Vorteile der Verwendung von Regenwasser sind: Kalkfreies Regenwasser eignet sich besonders zum Gießen kalkempfindlicher Kübelpflanzen; Regenwasser ist eine kostengünstige Wasserquelle; Nachnutzung bestehender historischer Strukturen im Untergrund zum Sammeln von Regenwasser ist möglich; Verbindung mit notwendigen Regenwasserrückhaltemaßnahmen möglich.
Nachteile und Probleme in diesem Zusammenhang sind: Das Bereitstellen von ausreichenden Volumen, insbesondere in sommertrockenen Regionen; Zum Teil starke Verschmutzung des gesammelten Oberflächenwassers durch die Wegedecke; Hoher pH – Wert des Oberflächenwassers durch den Kalkbrechsand der Wegedecken; Bei Zisternenneubau ggf. Eingriff in Bodendenkmäler notwendig; Das Wasser von Kupferdächern kann nicht zum Gießen verwendet werden. Problematischer Eintrag von Pilzsporen über das Oberflächenwasser, ggf. Anreicherung in der Zisterne und Verbreitung über das Gießwasser.
Erfolg
Sickerwasser, Kompostplatz: Die Ausmuldung in der Sohle des Kompostierplatzes wird entfernt, um die Kompostierungsprozesse zu verbessern. Daher kann in Zukunft das Kompostwasser vermutlich nicht mehr verwendet werden.
Zisterne / Wiederverwendung ehem. Öltank: guter Erfolg, Fortführung der Maßnahme
Monitoring und Dokumentation
Wird nicht durchgeführt - keine Dokumentation vorhanden
Analyse
Untersuchung vom Wasserwirtschaftsamt (WWA AN) vom 06.05.2015, Untersuchung der Nährstoffgehalte des Wassers
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Der Hofgarten Ansbach liegt im Wasserschutzgebiet und ist als FFH-Schutzgebiet ausgewiesen.
Wetterdaten für Ansbach (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 8,9 Grad Celsius
Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020) 687,7 mm
Bemerkungen
Einschätzung Fr. Dr. Friederike Well (TU München):
Zunächst sollten die Bedarfe und Bedarfszeiten an Wasser ermittelt werden. Dies ist insbesondere wichtig, wenn es zukünftig um die Verteilung der sich verknappenden Ressource Wasser zwischen den verschiedenen Verbrauchern geht.
Erst im zweiten Schritt sollten alle Wasserquellen (Dachwasser, Kompostwasser, etc.) in ihrer Quantität und Qualität erfasst werden.
Frau Dr. Well sprach die dringende Empfehlung aus, neben der Regenwassernutzung (Dachablaufflächen etc.) auch die Nutzung von Grauwasser (leicht verschmutztes Brauchwasser, z.B. Abläufe aus Handwaschbecken etc.) in den Blick zu nehmen. Bei jeder Baumaßnahme im Bereich von Schlössern etc. neben Möglichkeiten der Regenwasserspeicherung auch Anschlussmöglichkeiten an Grauwasser prüfen und umsetzen. Grauwasser kann vor Ort gefiltert/geklärt werden, z.B. in kleinflächigen Pflanzenkläranlagen/bepflanzten Bodenfiltern (wenige Quadratmeter klären 3-5m³/Tag). Dieses gefilterte Wasser kann anschließend zur Flächenbewässerung genutzt werden. Bestehen Bedenken hinsichtlich potentieller Bakterienlast (z.B. bei Wasser aus Handwaschbecken), die ins Grundwasser gelangen könnte, sind folgende Maßnahmen möglich:
· Desinfektion durch UV-Licht
· oder Nutzung des Wassers zur Bewässerung von Kübelpflanzen in Orangerien oder
Gewächshäusern, bzw. auf befestigten Flächen, da dabei überschüssiges Wasser nicht ins Grundwasser sickert, sondern in die Kanalisation abläuft.
Autoren
Stefan Wallerius, Kurt Grübl, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Tamara Sand, Christian Schätzel I SGV Ansbach
Investitionskosten
Zisternen zum Auffangen der Sickerwässer des Kompostes: Erstellung im Rahmen der Maßnahme Kompostplatz 2011, Anschaffung eines Hauswasserwerks zur Wasserentnahme aus der Zisterne.
Laufende Betriebskosten
Die laufenden Betriebskosten sind abhängig von der Anlage und dem Zustand vor der Sanierung (Sanierungskosten) und unterliegen daher starken preislichen Schwankungen.
Einmal jährlich muss ein Schlepper und Pumptankwagen für die Leerung veranschlagt werden, ca. 4 Std.
Projektlaufzeit
seit 1992 (Umrüsten des Öltanks)
Download
Weiterführende Links
Zuständige Schlösserverwaltung
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Kontakt
Vera Donata Wesinger
Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung
Schloss Nymphenburg, Eingang 42
80638 München