Rinnenvarianten und Reinigen der Rinnen
Maßnahmen zum Erhalt wassergebundener Wegedecken auch bei Starkregenereignissen
Ziel der Maßnahme
Erhalt der historischen Wegedecken
Einleitung
Wassergebundene Wegedecken sind typisch in historischen Gärten. Nicht nur optisch, sondern auch in der Benutzung heben sie sich deutlich von zum Beispiel mit Asphalt befestigten Wegen ab. Mit historischen Bauweisen erstellte Wege haben viele Vorteile, so können sie auch in stärker geneigten Flächen zum Einsatz kommen. Größte Schwachstelle von wassergebundenen Belägen ist die Empfindlichkeit gegenüber dem Ausspülen des Materials. Starkregenereignisse bei einem Gewitterschauer gab es schon immer. Im Rahmen des Klimawandels ist jedoch eine Zunahme der Häufigkeit und teilweise auch Wiederholung solcher Ereignisse innerhalb von ein oder zwei Tagen festzustellen. In Wilhelmshöhe sind keine Unterlagen über die historische Entwässerung der Wege bekannt. Demnach erfolgt die Beurteilung der Entwässerung anhand der vorgefundenen Beispiele und Erfahrungen. Im Park sind drei- bis vierreihige Rinnen aus Betonverbundpflaster festzustellen, die vermutlich ab den 1970er Jahren eingebaut wurden. Teilweise sind auch Rinnen aus Basaltkleinpflaster erstellt worden. Diese beiden Bauweisen wirken jedoch in den Wegedecken als Fremdkörper. Deshalb wurden die Rinnen ab Ende der 1980er Jahre aus sogenanntem Wildpflaster erstellt. Hierbei werden unregelmäßige Basaltsteine (Wasserbausteine) als Rinne ausgeformt. Damit eine entsprechende Wasserführung erfolgt, betrug die Vertiefung in der Mitte meist von 3 bis 5 cm. In Wegen mit stärkerer Neigung ist dies nicht ganz einfach, da die Rinnenoberseite und Unterseite nahezu in Waage gebaut werden müssen. An manchen Stellen wurden noch tiefere Rinnen erstellt, damit eine sichere Wasserableitung erfolgte. Dies führt aber bei der Benutzung zunehmend zu Problemen, da Kinderwagen und Rollstühle nur mit einem gewissen Aufwand dort hindurchgeführt werden können. Auch das Ausmulden der Wegedecken mit einer Muldentiefe von ca. 10 cm und einer Breite von über einem Meter der wassergebundenen Decke wurde durchgeführt. Hier wird das Wasser ebenfalls sicher abgeleitet, die Bodenwelle, die schräg in den Wegeverlauf eingearbeitet ist, lässt sich durchfahren. Zum Erstellen dieser Mulden musste dort jedoch in den historischen Unterbau eingegriffen werden.
Eine weitere Methode war der Einbau von Wegereiter genannte liegenden Holzpfosten, die leicht in den Wegebelag eingelassen und mit Moniereisenstäben fixiert wurden. In den waldartigen Bereichen des Parks fügt sich dies durchaus optisch ein. Nachteil ist, dass sich die Posten mit der Zeit auflösen und die Moniereisen als gefährliche Stolperfallen aus dem Wegebelag herausstehen, wenn die Hölzer nicht zeitnah ausgetauscht werden. Es gilt demnach, eine Lösung zu finden, die auch bei stärkeren Regenfällen das Oberflächenwasser gut von den Wegen ableitet, gar nicht oder nur minimal in den historischen Aufbau eingreift und sich optisch gut einfügt.
Maßnahmenbeschreibung
In jüngster Zeit wurden zwei weitere Varianten erprobt. Bei einer Variante werden sogenannte Kälberzähne aus Basaltsteinen als talseitige Erhöhung und davor eine Reihe mit Basaltpflaster bzw. Basaltgroßpflaster gesetzt. Um die ca. 30 cm tiefen und 40 cm breiten Kälberzähne einzubauen, muss zwar auch in den oberen Teil des Wegeaufbaus eingegriffen werden, dieser bleibt aber recht schmal. Da Kälberzähne nicht immer im Handel gut zu erhalten sind, können diese auch durch Basaltgroßpflaster ersetzt werden. Die Aufkantung beträgt 2-3 cm, damit nicht darüber gestolpert wird und diese gut mit dem Rollstuhl passiert werden kann. Die Rinnen müssen je nach Hanglage mit einem unterschiedlichen Winkel zum Wegeverlauf eingebaut werden. Ist dieser zu gering, bleibt schon kleiner Schmutz, z. B. Laub, in den Rinnen zurück. Zudem dürfen die Abstände der Rinnen nicht zu weit auseinander liegen. Je steiler ein Weg ist und keine Ableitung zu den Seiten erfolgen kann, umso kürzer müssen die Abstände sein, damit das fließende Wasser nicht den Wegebelag ausspült.
Auch wenn der Neigungswinkel passt und eine gewisse Selbstreinigung der Rinnen gegeben ist, müssen die Rinnen regelmäßig kontrolliert und gereinigt werden. Aus diesem Grund wurde der Park in unterschiedliche Bereiche unterteilt und jeder Arbeitsgruppe eine Fläche zugeordnet, für die sie verantwortlich ist. Insbesondere nach Starkregenereignissen müssen die Rinnen umgehend kontrolliert und gereinigt werden.
Direkte Effekte
Durch den richtigen Einbau von Rinnen, konnten Ausspülungen vermieden werden. Insbesondere seitdem die Zuständigkeiten verantwortlich verteilt wurden und, wenn es notwendig ist, nach Starkregenereignisse auch in kürzeren Intervallen kontrolliert wird, gibt es weniger Ausspülung an den Wegedecken.
Eignung / Wertung / Probleme
Durch geeignete Rinnen nimmt sowohl die Qualität der Benutzung zu als auch die Schädigung der Wegdecken ab. Die relativ geringe Aufkantung kann nicht so viel Wasser wie eine größere Rinne aufnehmen. Auch dies muss bei der Anzahl bedacht werden. Die Kontrolle und Reinigung der Rinne nehmen Arbeitszeit in Anspruch, insbesondere wenn sich Regenereignisse häufen. Im Gegenzug reduziert sich der Aufwand für die Reparaturen.
Erfolg
Guter Erfolg
Monitoring und Dokumentation
Es erfolgt kein Monitoring.
Autoren
Dr. Siegfried Hoß, Leiter Gärten und Gartendenkmalpflege Hessen Kassel Heritage
Download
Zuständige Schlösserverwaltung
Hessen Kassel Heritage
Kontakt
Siegfried Hoß, Kai Lipphardt