Test alternativer Herkünfte und Arten

Beschaffung und Aufzucht von Buchen und Eichen aus unterschiedlichen forstlichen Herkunftsgebieten sowie alternativer Baumarten

Ziel der Maßnahme

Finden von Buchen- und Eichen-Herkünften, die besser mit trockenen, heißen Bedingungen zurechtkommen

Einleitung

Baumarten wie die Buche und die Stieleiche leiden standortabhängig stark unter den Klimawandelfolgen. Deshalb wird verstärkt über mögliche Ersatzbaumarten nachgedacht, die damit besser zurechtkommen. In einem Gartendenkmal jedoch, in dem es eben auch auf den Erhalt der ursprünglich verwendeten Baumarten ankommt, sollte und darf der Ersatz mit anderen Baumarten nur das letzte Mittel sein. Eine vielversprechende Möglichkeit ist, zunächst andere Buchen- und Eichenherkünfte zu verwenden, die aus trockeneren, heißeren Regionen kommen und darum besser an diese sich bei uns einstellenden Bedingungen angepasst sind. Diese Herkünfte müssen zunächst in Baumschulen vor Ort getestet werden, ob sie z.B. auch mit anderen Klimabedingungen (z.B. weniger Frost als in ihren meist kontinentalen Herkunftsgebieten) zurechtkommen. Die Kultur in der Baumschule ist ebenfalls Teil des Versuchs; es werden regulär bewässerte Zeilen, Dammanzucht und Airpot-Container genutzt. Eine spezielle „Austrocknungsphase“ erfolgt noch nicht, dies ist erst bei größeren Gehölzen geplant.

Maßnahmenbeschreibung

In der Baumschule im Schwetzinger Schlossgarten werden aktuell getestet:

  • FagSyl 81016: Oberrheingraben

  • FagSyl 81007, SH 30: Rheinisches und Saarpfälzer Bergland, kolline Stufe, 'Westerwald'

  • FagSyl 81017: Württembergisch-Fränkisches Hügelland

  • FagSyl Polen: Tomaszów Lubelski, Lublin district

  • FagSyl Catalonien: Valle de Arán

  • QueRob 81707_SH37: Oberrheingraben, 'Lampertheim-Viernheim'

  • QueRob 81706_SH46: Westdeutsches Bergland, 'Späteiche Burg Eltz, Slawonien'

  • QueRob 81707: Oberrheingraben, Pf. Rheinauen

  • Pflanzung als 2-4-j vSlg, Forstware

Zudem existieren bereits Ersatzpflanzungen im Schlossgarten, bei denen anstelle der ursprünglich verwendeten Baumart Stiel-Eiche Quercus robur nun Trauben-Eiche Quercus petraea eingesetzt wurde.

Direkte Effekte

Erkenntnisgewinn über Eignung von Baum-Herkünften und Arten für den konkreten Standort mit seinen klimatischen Bedingungen

Indirekte Effekte

Ableitung von möglicher Eignung auch für andere betreute Gärten

Eignung / Wertung / Probleme

Das Testen vor Ort ist die unbedingt notwendige Grundlage vor der Verwendung alternativer Herkünfte und Arten in einem historischen Garten (dies wurde auch zur Zeit seiner Anlage beim Einsatz neuer Arten so praktiziert). Die Chance, die der Einsatz alternativer Herkünfte der originalen Baumart bietet, sollte als erster logischer Schritt unbedingt genutzt werden, bevor in letzter Konsequenz auf eine Baumart verzichtet wird. Wichtig ist nicht nur die Frage, ob die getesteten Pflanzen mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen, sondern z.B. auch mit fehlenden/deutlich kürzeren und milderen Frostperioden.

Erfolg

noch keine abschließende Bewertung möglich

Monitoring und Dokumentation

Vitalitätsbewertungen; Zuwachsmessungen: Trieblängenzuwachs und Durchmesser am Wurzelhals

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Baumschule im Schlossgarten Schwetzingen:

Boden: hohe pH-Werte (> 7,4), Mangel an Eisen/Mangan sowie an Magnesium/Kalium, Oberboden meist lehmig, z.T. sehr humos, häufig Ton- oder Schluff-Schichten, die potentielle Staukörper bilden (verringert Wurzelraum von Gehölzen)

  • Niederschlag: 672 mm im langjährigen Mittel, DWD

  • Temperatur: 11 °C im langjährigen Mittel DWD

  • Jahresmitteltemperatur 1991-2019: 11,4 °C

  • Höchste Jahresmitteltemperatur (2018, Waghäusel): 12,7 °C

  • Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996, Waghäusel): 9,5 °C

  • Mittlerer Jahresniederschlag 1991-2019: 674 mm

  • Höchster Jahresniederschlag (2002): 920 mm

  • Niedrigster Jahresniederschlag (2003): 424 mm (1991: 433 mm)

  • Jahresniederschlag 2022: 595 mm

Autoren

Dr. Meike Kirscht, Leiterin des Referats Historische Gärten, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Investitionskosten

Kosten für Pflanzen sehr gering (ca. 0,5-2€/Pflanze, Forstware), Transportkosten gering (Postpakete).

Gesamtkosten für den Aufbau der Baumschule in Schwetzingen rund 500.000€

Laufende Betriebskosten

Bewässerung, Pflege und regelmäßige Jungbaumpflege erforderlich (Baumschulgärtner zwingend erforderlich).

Kooperationspartner:innen

Darmstädter Forstbaumschule, Polen: National Forest Nursery, Rebizanty, via Dr. Seweryn Malawski, Catalonien: Miquel Segarra Trepat, Forestal Catalana SA

Projektlaufzeit

Seit 2021

Download

Weiterführende Literatur

Czajkowski, T. (2009): Zur zukünftigen Rolle der Buche (Fagus sylvatica L.) in der natürlichen Vegetation – Waldökologische Untersuchungen zur Buchen-Naturverjüngung an der östlichen Buchenwald-Verbreitungsgrenze. – Universität Göttingen, Fakultät für Forstwissenschaften und Waldökologie – Dissertation.

Zuständige Schlösserverwaltung

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Kontakt

Hanna Nimmenich, Arboristin im Referat Historische Gärten, Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

hanna.nimmenich@ssg.bwl.de; meike.kirscht@ssg.bwl.de