Veredelung von denkmalrelevanten und/oder botanisch besonderen Gehölzen

Veredelung mit pflanzengenetischem Material aus dem jeweiligen Park auf autochthonen Unterlagen

Ziel der Maßnahme

Mit dieser Methode sollen anpassungsfähige und robuste Nachpflanzungen erzielt werden, die sich schon als Jungpflanze an die örtlichen Klimabedingungen gewöhnen. Gleichzeitig soll damit das pflanzengenetische Material der historisch wertvollen Bäume am Standort erhalten werden, zum Beispiel von besonderen Gehölzarten und Sorten sowie von Einzelbäumen, die bzgl. der Wuchsformen prägend sind.

Einleitung

Durch die Folgen mehrjähriger Trockenereignisse kommt es derzeit zu umfangreichen Verlusten, vor allem von denkmalrelevanten Altbäumen. Auch bisher vital erscheinende Bäume erleiden durch dauerhafte, starke Trockenheit ein vergleichsweise schnelles Absterben. Um die Verluste auszugleichen, werden an den historisch gesicherten Standorten Nachpflanzungen vorgenommen. Ziel ist es, die ursprüngliche denkmalkonstituierende Bepflanzung zu erneuern. Dafür werden ausgewählte Gehölze durch Veredelung auf Gehölzsämlinge aus dem Bestand oder regionales Forstbaumschulmaterial vermehrt und als Jungbäume am historischen Standort gepflanzt.

Das Kriterium für die Auswahl der zu veredelnden Bäume ist unter anderem das Alter der Bäume und ihr historisches genetisches Material. Auch botanische Besonderheiten bzw. die prägende Ausbildung von Einzelexemplaren einer Gehölzart- oder Sorte sind relevant.

Maßnahmenbeschreibung

Um eine exakte Sorte des Gehölzes am Standort zu erhalten, werden bereits vor Absterben oder Fällung des Baumes Edelreiser gesichert. Diese werden auf die oben beschriebenen Sämlinge, im Idealfall aus dem eigenen Bestand, veredelt. Die Auswahl der denkmalrelevanten Bäume, für die sich ein solches Verfahren lohnt, muss daher schon im Vorfeld stattfinden, wenn die Pflanze noch vital ist. Sichergestellt werden muss die Pflege dieser veredelten Jungpflanze, bis die Nachpflanzung aufgrund des Verlustes des Originalbaumes notwendig ist.  

Die Pflanzung erfolgt als wenige Jahre alte Jungpflanze standortgetreu nach Einmessung des ursprünglichen Stammmittelpunktes bzw. in die alten hohlen Baumstubben hinein ggf. mit bodenverbesserden Maßnahmen.

Direkte Effekte

Durch diese Methode ist die Gefahr, versehentlich falsch gelieferte Baumschulware zu pflanzen (deren Unterscheidung oft erst wesentlich später möglich ist), ausgeschlossen.  Der Grund für die Wahl von Sämlingen ist die bessere Anpassungsfähigkeit an die aktuellen Standortbedingungen. Die Methode bietet mittels genetisch-identischer Vermehrung die Möglichkeit, besondere Ausprägungen von denkmalrelevanten Einzelindividuen oder grundsätzlich historische oder innerartliche genetische Vielfalt zu erhalten.

Indirekte Effekte

Durch eine bessere Anwuchs- und Entwicklungsgarantie ergeben sich weniger Folgeschäden und damit geringere Kosten in der Entwicklungszeit. Nachteile von Baumschulmaterial wie Wurzelverluste, die gleichzeitig Eintrittspforte für Krankheiten oder Pilze sind, werden vermieden. Ebenso wird das Einschleppen von Krankheiten bei Eigenwerbung des Materials verhindert. Das Pflanzen in prägende Baumstubben ist gleichzeitig ein Vermittlungsinstrument gartendenkmalpflegerischer Maßnahmen, indem der ständige Ersatz des historischen Pflanzenmaterials am exakten Standort demonstriert wird.

Eignung / Wertung / Probleme

Die Veredelung erfordert ein notwendiges Budget an Zeit und Geld. Es muss daher im Vorfeld genau bestimmt werden, welche Gehölze dafür infrage kommen.  Die Verwendung von geringen Gehölzqualitäten ist im Vergleich kostengünstiger, erfordert aber meist einen umfangreicheren Baumschutz.

Erfolg

Erste Auswertungen haben ergeben, dass die Sämlinge einen bedeutend größeren Wuchserfolg aufzeigen. Während Baumschulware nach Pflanzung oftmals eine Zeitlang im Wuchs stagniert, ist das Wachstum der Sämlinge von Beginn an gut und gleichmäßig.

Monitoring und Dokumentation

Ein Monitoring des Anwuchs- und Entwicklungserfolgs erfolgt stetig durch die zuständige Parkverwaltung vor Ort. Dokumentiert werden das verwendete Pflanzmaterial sowie die denkmalpflegerische Begründung des Standortes (Vorgängerbaum, denkmalpflegerische Herleitung über Fotos, Pläne, Archivmaterial etc.).

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Bei der Pflanzung wird eine Bodenverbesserung durchgeführt. Dies ist zum Teil eine Beimischung von Terra preta oder speziellen Baumsubstraten, die für eine bessere Struktur im Boden sorgen. Zum Teil werden die Baumscheiben mit Gartenfaser gemulcht, um vor Austrocknung zu schützen und um zusätzliche Nährstoffe zur Verfügung zu stellen. Im Einzelfall werden die Jungpflanzen zum Schutz vor Wühlmäusen zudem in einen Drahtkorb gesetzt. Diese Maßnahmen sollen im Gesamten für optimale Anwuchsbedingungen sorgen.

Autoren

Dipl.-Ing. Dietger Hagner, M. Eng. Jonathan Simon, Gartenreferat,

Abteilung Bauten und Gärten der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Investitionskosten

Deutlich günstiger als größere Lieferqualitäten

Laufende Betriebskosten

Pflege und Unterhalt vor und nach der Pflanzung

Kooperationspartner:innen

keine

Fördermittelgeber

keine

Projektlaufzeit

Ohne Begrenzung

Download

Zuständige Schlösserverwaltung

Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Kontakt

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Gartenreferat

Dipl.-Ing. Dietger Hagner, M. Eng. Jonathan Simon

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