Verwendung von Effektiven Mikroorganismen

Boden- und Wasserverbesserung durch Einsatz von Effektiven Mikroorganismen (EM)

Ziel der Maßnahme

Der Einsatz von Effektiven Mikroorganismen soll eine Verbesserung und Anregung des Bodenlebens und Mikroklimas bewirken, wodurch die Pflanzengesundheit gefördert wird.

Einleitung

In einigen Schlossparkanlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung (BSV) werden seit geraumer Zeit umfassende Schadbilder und Ausfälle des Vegetationsbestands als Folgen des Klimawandels (durch Extremwetterereignisse mit Trockenheit, Hitze und Starkregen) beobachtet. In aller Deutlichkeit zeigen sich Trockenschäden an Staudenrabatten, Rasen- u. Wiesenflächen und wertvollen Alt- / Solitärbäumen nach anhaltenden Hitzeperioden. Vermehrter Schädlingsbefall und das schlechte Anwachsen von Neupflanzungen (z. B. bei Rosen oder Obstgehölzen) sind hingegen unter anderem Starkregenperioden und anhaltender Staunässe zuzuschreiben.

Ausgelöst durch diese Wetterextreme stehen die wertvollen Grünanlagen unter extremen dauerhaften Stress. Um die Gartendenkmäler in ihrer ursprünglichen vitalen Gestalt zu erhalten, greifen die Regiebetriebe der Außenverwaltungen nun u. a. auf minimalinvasive, zusätzliche Maßnahmen zurück. Durch persönliche Erfahrungswerte der Regiebetriebe und durch Empfehlungen der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) angestoßen, soll durch den Einsatz von Effektiven Mikroorganismen (EM) eine Verbesserung des Bodenlebens und Bodenmikroklimas erzielt werden. Die Pflanzengesundheit (Verringerung des Pilz- u. Schädlingsbefalls) wird dadurch im Gesamten gefördert. Hinzu kommt die Steigerung des Blüten- und des Fruchtertrags durch die Anreicherung mit EM. Des Weiteren kann durch die Verbesserung des Pflanzsubstrates mit Hilfe von Effektiven Mikroorganismen ein aufwendiger Bodenaustausch innerhalb der Pflanzquartiere vermieden werden.

Der Hofgarten Würzburg fungiert aufgrund seiner kontinuierlichen, langjährigen Verwendung von Effektiven Mikroorganismen als „Vorreiter“ innerhalb der Bayerischen Schlösserverwaltung, wenngleich bereits erste Anwendungsversuche im Schlosspark Schleißheim (bei den Kübelpflanzen und auf den Parterreflächen) sowie im Schlosspark Herrenchiemsee (bei der Pflanzenanzucht) unternommen werden.

Maßnahmenbeschreibung

Der Regiebetrieb des Hofgartens Würzburg behandelt seine Rosen seit deren Neupflanzung im Jahr 2011 regelmäßig mit Effektiven Mikroorganismen (EM). Einmal im Jahr werden die EM nach dem Rosenschnitt im März im Gießwasser ausgebracht (Konzentration 2 %, 1l/m²); die Flächen erhalten zusätzlich noch einen Bokashi Dünger (35g/m²) im März sowie im Juni/Juli. Die Mikroorganismen werden in flüssiger Form, durch Beimischung ins Gießwasser, in die Pflanzbeete eingebracht. Sie helfen den Pflanzen bei der Aufnahme der im Langzeitdünger (pflanzlich-mineralischer Volldünger in Pelletform; Mischung aus Pflanzenkohle, Huminstoffen, Algen, u. v. m.) enthaltenen Nährstoffe. EM steigern zudem die Verfügbarkeit von Nährstoffen, wodurch langfristig eine Verbesserung und Stabilisierung des Bodens erfolgt und die Pflanzen besser, gesünder und kräftiger wachsen.

Des Weiteren bringt die SGV Würzburg einen sog. „Komposttee“ (aus EM, Wurmkompost, Kohle, Gesteinsmehl, Kräutern u. v. m.) speziell auf den Wechselflorbeeten und Gemüsebeeten im Küchengarten aus, um u. a. die Humusbildung anzuregen, die Wasserspeicherfähigkeit im Boden zu erhöhen, den Aggregatszustand des Bodens zu verbessern, die Stresstoleranz der Pflanzen zu erhöhen und für eine bessere Wurzelbildung zu sorgen. Auch in der Gärtnerei wird seit 2022 ein ähnliches Produkt mit Effektiven Mikroorganismen angewendet, um den Stress der Pflanzen zu reduzieren und langfristig Pflanzenschutzmittel einzusparen (die praktische Anwendung erfolgt in Würzburg prinzipiell immer nach den jeweiligen Herstellerangaben bzw. nach der beigelegten Anleitung des EM-Produkts).

Im Schlosspark Schleißheim versorgt der Regiebetrieb die Kübelpflanzen seit mehreren Jahren kontinuierlich mit Effektiven Mikroorganismen, die ebenfalls dem Gießwasser beigefügt werden. Die positive Wirkung der EM wird durch die Verwendung eines Düngers mit Mykorrhiza-Pilzen zusätzlich gesteigert. Eine Behandlung der Parterreflächen mit Effektiven Mikroorganismen erfolgt lediglich nach Bedarf.

Auch im Schlosspark von Herrenchiemsee finden Effektive Mikroorganismen seit dem Jahr 2022 in der Pflanzenanzucht Verwendung.

Direkte Effekte

Der Regiebetrieb des Hofgartens Würzburg berichtet, dass eine positive Entwicklung im Bereich der „Bodenmüdigkeit“ zu verzeichnen ist. Insbesondere der Erfolg bei der Entwicklung der Rosenbeete bzw. Rosenneupflanzungen kann der regelmäßigen Behandlung mit Effektiven Mikroorganismen zugeschrieben werden. Konkret ist ein „schwammiger“ Zustand des Bodengefüges erkennbar, was im Vergleich zu seinem Zustand vor der Bodenbehandlung darauf schließen lässt, dass die Wasserhaltefähigkeit verbessert wurde. Es muss jedoch berücksichtig werden, dass u. a. auch die Anpflanzung einer dreijährigen Gründüngung (mit Tagetes patula, speziell zur biologischen Nematodenbekämpfung) zur Verbesserung des Pflanzsubstrates und somit auch zur Rosengesundheit beigetragen hat.

Auch der Regiebetrieb des Hofgartens Schleißheim berichtet von positiven Effekten auf die Pflanzengesundheit und Widerstandsfähigkeit, die sich insbesondere bei den Kübelpflanzen, die sich zum Teil an extrem sonnenexponierten Standorten befinden, bemerkbar machen.

In der Gärtnerei des Schlossparks Herrenchiemsee trug der Einsatz von Effektiven Mikroorganismen dazu bei, die Zahl der Trauermücken im torffreien Substrat zu reduzieren.

Indirekte Effekte

Weitere vielversprechende Veränderungen (die allerdings nicht ausschließlich dem Einsatz von Effektiven Mikroorganismen zugeordnet werden können) sind von den Außenverwaltungen beobachtet worden. Beispielsweise reduziert sich der Algenwuchs im Brunnenbecken des Würzburger Hofgartens nach der Anreicherung des Wassers mit flüssigem EM. Außerdem konnten Effektive Mikroorganismen als Unterstützung bei der Kompostierung eingesetzt werden, zur Geruchsminderung bzw. zur Minimierung von Faulprozessen.

Eignung / Wertung / Probleme

Bei der Bekämpfung von Nematoden und der „Bodenmüdigkeit“ mit Effektiven Mikroorganismen in den Rosenbeeten des Hofgartens Würzburg ist ein klarer Erfolg zu verzeichnen. Insbesondere der Erfolg bei der Entwicklung der Rosenbeete bzw. Rosenneupflanzungen kann der regelmäßigen Behandlung mit Effektiven Mikroorganismen zugeschrieben werden. Bei allen weiteren Anwendungsgebieten lässt sich der entstandene positive Effekt – laut den Regiebetrieben – nicht allein auf die Wirksamkeit der Effektiven Mikroorganismen zurückführen. Als positiv erwies sich der Einsatz der Effektiven Mikroorganismen in der Abwehr von Trauermücken bei der Pflanzenanzucht auf Herrenchiemsee; hier wurden jedoch noch keine Langzeiterfahrungen gewonnen.

Bei der Anschaffung oder dem direkten Umgang mit Effektiven Mikroorganismen durch die Außenverwaltungen sind bisher keine Probleme aufgetreten. Bis dato können keine negativen Entwicklungen, Schädigungen, o. Ä. am behandelten Pflanzenbestand beobachten werden.

Erfolg

guter Erfolg, Maßnahme wird weitergeführt

Monitoring und Dokumentation

Die Außenverwaltungen in Würzburg, Schleißheim und Herrenchiemsee haben bisher keine Vergleichsflächen (Versuchsbereich mit EM-Gabe und ohne EM-Gabe) angelegt, alle Pflanzungen o. Ä. wurden gleichermaßen mit Effektiven Mikroorganismen behandelt, ohne turnusmäßige Dokumentation. Der Zustand des Pflanzsubstrates (Krümeligkeit, Belüftung, Bodenorganismen, etc.) sowie der Wuchsfortschritt der Pflanzen nach EM-Gabe wurde von den Regiebetrieben mittels regelmäßiger, visueller Kontrolle verfolgt. Es liegen aktuell keine schriftlichen Dokumentationen oder Fotoaufnahmen des Entwicklungsfortschritts der behandelten Flächen vor.

Analyse

Es liegen den Außenverwaltungen keine Bodengutachten vom Zustand des Pflanzsubstrates vor oder nach der Behandlung mit Effektiven Mikroorganismen vor.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Wetterdaten für Würzburg (Quelle: DWD):
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 10,1 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2003): 11,7 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1997): 8,1 Grad Celsius
Absolutes Temp.maxium (2015‘): 39,4 Grad Celsius (gemessen in 2m Höhe)

Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020): 573,5 mm

Höchster Jahresniederschlag (1992): 806,1 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2011): 394,1 mm

Autoren

Gabriele Ehberger, Alexandra Greim, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Im Allgemeinen müssen insbesondere die Beschaffungskosten des EM-Produkts berücksichtigt werden.
Im Hofgarten Würzburg erfolgt die Anwendung durch die Mitarbeiter des Regiebetriebs ohne nennenswerten (Geräte-)Aufwand und Kosten. Die EMs werden in Würzburg mit einem Wasserfass, Schlauch und Gießgerät ausgebracht, der pelletförmige Langzeitdünger wird händisch ausgestreut. Die Kosten der Effektiven Mikroorganismen belaufen sich auf 35 Euro/10 Liter, für den Bokashi- Volldünger werden 45 Euro/10 kg angesetzt.

Laufende Betriebskosten

Der Regiebetrieb des Hofgartens Würzburg behandelt die dort vorhandenen Rosen einmal im Jahr mit Effektiven Mikroorganismen nach dem Rosenschnitt im März. Die Flächen erhalten zusätzlich einen Langzeitdünger im März und Juni/Juli.
Insgesamt beschäftigt dieser Vorgang die Gärtner der SGV Würzburg ca. 3 Stunden.

Projektlaufzeit

Die Behandlung der Rosen mit Effektiven Mikroorganismen und die Gabe von EM ins Brunnenwasser zur Reduzierung des Algenbewuchses wird im Hofgarten Würzburg seit 2011 kontinuierlich vorgenommen. Die Verwendung von EM bei der Pflanzenanzucht in der Gärtnerei Herrenchiemsee erfolgt seit 2022. 

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Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger
Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung
Schloss Nymphenburg, Eingang 42
80638 München
poststelle@bsv.bayern.de