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Wassergebundene Wegedecken trotz Klimawandel
Angepasste Entwässerungsanlagen für wassergebundene Wegedecken
Ziel der Maßnahme
Der Einbau von Querrinnen soll bei Starkregen größere Wegesubstratausspülungen vermeiden. Das Wasser wird kontrollierter in Grünflächen abgeleitet und der Wiederherstellungsaufwand reduziert.
Einleitung
Wassergebunde Wegedecken sind ein charakteristischer Bestandteil der historischen Parkanlagen in Bayern. Diese Art des Wegeaufbaus besitzt eine hohe zeitliche Kontinuität in den Anlagen und vermittelt den entstehungszeitlichen Kontext. Dabei spielt nicht nur das Aussehen eine große Rolle, sondern auch das knirschende Geräusch beim Gehen, das implizit den Parkbesuch einläutet. Die gekiesten Wege sind prägender Bestandteil des Parkbildes und Parkerlebens.
Durch zunehmende Starkregenereignisse mit plötzlichen Regenschauern und anhaltendem Regenguss kommt es in den Anlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung partiell zu gravierenden Wegesubstratausspülungen. In Kombination mit vorangegangener tagelanger Trockenheit können die ankommenden Wassermassen nicht mehr gefasst und ordnungsgemäß abgeleitet werden. Der sprunghafte Wechsel zwischen Trockenperioden und Starkregen verursacht beträchtliche Schäden an den wassergebundenen Wegen und hohe Wiederherstellungsaufwendungen für die Außenverwaltungen. Durch die Bildung von ausgedehnten Rinnsalen und großen Pfützen müssen die Regiebetriebe darüber hinaus kontinuierlich Gefahrenstellen beseitigen, um die Verkehrssicherheit für die Parkbesucher zu gewährleisten.
Maßnahmenbeschreibung
Sowohl im Hofgarten Würzburg als auch im Park Rosenau in Coburg kommen Querrinnen in der Ausführung „Homburger Kante“ zum Einsatz. Beide Regiebetriebe haben sich nach langjährigen Erprobungsphasen gegen die Anschaffung klassischer Entwässerungsrinnen entschieden (z. B. aus Holz oder Metall), da derartige Modelle mit großem Pflege- und Wartungsaufwand verbunden sind (Entleeren und Reinigen der Rinnenkörper etc.). Holz besitzt zudem nur eine begrenzte Lebensdauer. Insgesamt geraten die gängigen Modelle bei Starkregen schnell an ihre Auslastungsgrenzen.
Der Regiebetrieb des Hofgartens Würzburg entwickelte einen ersten Prototyp und fungiert als Vorbild für das Prinzip des Rosenauer-Rinnenmodells. Hergestellt werden die Entwässerungsrinnen im Hofgarten aus Dietfurter Kalkstein oder Muschelkalk, die Kanten sind gesägt, die Ober- und Unterseite ist gespalten (ca. 24,5 x 10 x 10 cm). Sie werden als Dreizeiler mit 2 cm Aufkantung verlegt und sind durch ein ca. 20 cm tiefes Betonfundament mit beidseitiger Rückenstütze (10 cm) fixiert. Die ca. 1,5 cm breiten Fugen werden anschließend mit Mörtel ausgegossen, damit sich kein Wegesubstrat oder organische Materialien darin ablagern.
Im Park Rosenau entschied man sich für die Installation einer „offenen Rinne“ aus zweizeilig gesetzten Granitsteinen (Würfel, 15 cm Kantenlänge). Das Regenwasser läuft dabei an einem barrierefreien Höhenkantenversatz (max. 2 cm) seitlich ab. Die Schloss- und Gartenverwaltung (SGV) Coburg verlängert die Natursteinrinne etwas (ca. 2–3 Steine) in das Bankett hinein, damit keine Längswasserfuge am Wegesrand entsteht, das Wasser ins angrenzende Gelände abfließt und dort versickert. In Bereichen mit ansteigendem oder erhöhtem Bankett formt die SGV eine Mulde in der Grünfläche, damit sich das Wasser dort sammeln und mit der Zeit abfließen kann.
Direkte Effekte
Aufwendige Wegesanierungsmaßnamen welche nach massiven Ausspülungen bei Starkregenereignissen erforderlich werden, können durch den Einbau von Querrinnen größtenteils vermieden werden. Auch sind kaum Ablagerung der 0-Anteile des Wegebaumaterials vor der Rinne zu verzeichnen. Die durch den Regiebetrieb selbst angefertigte Rinne ist darüber hinaus optisch hochwertig, einfacher zur Reinigen und spart den Außenverwaltungen somit aufwendige Säuberungs- und Instandsetzungsarbeiten.
Indirekte Effekte
Durch das Ableiten des Regenwassers vom Weg in die angrenzenden Grün- bzw. Versickerungsflächen entstehen dort gelegentlich Mulden und Pfützen. Je nach Alter und Beschaffenheit des anstehenden Weges, kann es hier ebenfalls zu Ablagerungen kommen (vorrangig in besonders steilen Lagen). Bei diesen „Problemstellen“ wird empfohlen, den Abstand zwischen den Querrinnen zu reduzieren, um die Anzahl der Ablaufmöglichkeiten eines Wegeabschnittes zu erhöhen.
Eignung / Wertung / Probleme
Die SGV Coburg und die SGV Würzburg ziehen eine sehr positive Bilanz: Starke Ausspülungen der wassergebundenen Wege können zum großen Teil verhindert werden, aufwendige Sanierungen entfallen weitgehend. Besonders positiv zu bewerten ist auch die dezente Gestaltung der Querabschläge, die sich harmonisch in die Wege einfügen. Die Rinnen stellen keinen Fremdkörper dar (wie es bei auffälligen Modellen aus glänzendem, verzinktem Metall oft der Fall ist). Der Winkel der Rinne quer zum Weg muss jedoch individuell auf den Wegeabschnitt angepasst werden.
Positiv ist zudem die geringe Aufbauhöhe (ohne großes Fundament) und Breite der Entwässerungseinrichtung, wodurch umfangreiche Bestandseingriffe vermieden werden. Hinzu kommt, dass durch die geringe Aufkantung keine Stolperfalle entsteht und die Entwässerungseinrichtung barrierefrei überwunden werden kann. Die Wegeentwässerung mit der „Homburger Kante“ ist bei unpassender Höhenlage der angrenzenden Vegetationsflächen ohne größere Eingriffe nur schwierig umzusetzen. In diesen Bereichen ist eine Veränderung der Bestandsgeländer nicht auszuschließen.
Des Weiteren ist festzuhalten, dass die baubedingte Aufkantung der Entwässerungsrinne den Winterdienst erschweren kann. Insbesondere Räumfahrzeuge mit Schneepflug o. Ä. müssen hier Rücksicht nehmen und sollten auf die Besonderheit des Rinnenmodells hingewiesen werden.
Im Hofgarten Würzburg wird das Prinzip auf sanierungsbedürftige Wege des restlichen Hofgartens ausweiten u. a. auf den „Englischen Teil“ der Anlage. Auch im Hofgarten Veitshöchheim sollen die Entwässerungsanlagen Modell „Homburger Kante“ zukünftig zum Einsatz kommen und die abgängigen Holzrinnen ersetzen.
Erfolg
sehr guter Erfolg, Maßnahme wird weitergeführt
Monitoring und Dokumentation
Fotodokumentation, Ortsbegehungen
Analyse
In der Vergangenheit wurden im Schlosspark Rosenau wiederholt Bodengutachten erstellt, die über vorherrschende Bodenverhältnisse im gesamten Objekt Auskunft geben oder sich auf spezielle Parkareale beziehen. Den Standortgutachten sind keine expliziten Bodeneigenschaften für Wegebereiche mit eingebauten Querrinnen zu entnehmen, vielmehr geben sie übergeordnete Anhaltswerte zum vermutlich anstehenden Untergrund. Insgesamt ist die Verbreitung von Schicht- und Feinlehmböden in der Rosenau festzuhalten. In den Untersuchungsbereichen wurden insbesondere bindige Böden mit einem hohen Schluff- und Tonanteil aufgenommen. Aufgrund der wenig enthaltenen Sand- und Kiesanteile sind die Coburger Böden anfälliger für Staunässe und Schichtwasser. Nach anhaltenden Regenperioden können die schwach durchlässigen Bodenschichten das Wasser deshalb nur langsam in den Untergrund abtransportieren und es kommt schneller zu Pfützenbildung und Staunässe.
Der SGV Würzburg liegen keine Standortanalysen oder Bodengutachten aus den letzten Jahre vor.
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Vor dem Einbau der neuen Rinnen wurden über etliche Jahre einige Versuche mit verschiedenen Entwässerungseinrichtungen vorgenommen, u. a. mit handbehauenen Sandsteinrinnen als flache Mulde. Hier wurden jedoch einige Probleme vom Regiebetrieb Coburg beobachtet und der z. T. unbefriedigende Zustand durch Ortsbegehungen inkl. regelmäßiger Fotoaufnahmen dokumentiert. Insbesondere das „Abbröckeln“ des Sandsteins am Übergang zum Wegebaumaterial, wodurch sich eine ungewollte neue Rinne bildete, stellte eine langfristig unbefriedigende Lösung dar. Durch das Umfahren der Sandsteinrinne von Radfahrern (trotzt des Fahrradfahrverbots im Park) entstanden des Weiteren braune Stellen im Bankett, welche durch das neue Rinnenmodell vermieden werden.
Wetterdaten für Würzburg (Quelle: DWD):
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 10,1 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2003): 11,7 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1997): 8,1 Grad Celsius
Absolutes Temp.maxium (2015‘): 39,4 Grad Celsius (gemessen in 2m Höhe)
Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020): 573,5 mm
Höchster Jahresniederschlag (1992): 806,1 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2011): 394,1 mm
Wetterdaten für Coburg (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 9,01 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018): 10,4 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 7,1 Grad Celsius
Absolutes Temp.maxium (2015): 37,8 Grad Celsius (gemessen in 2m Höhe)
Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020), keine Daten zu 2003,2004,2005: 693,8 mm
Höchster Jahresniederschlag (1995): 906,3 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (200): 445.6 mm
Autoren
Gabriele Ehberger, Alexandra Greim, Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
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Weiterführende Links
Zuständige Schlösserverwaltung
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen