Wilhelmshöher Wegebau mit Kalkschotter und geringen Aufbaustärken

Ziel der Maßnahme

Reduzierung des Aufwandes zur Wiederherstellung von Wegedecken nach Starkregenereignissen

Einleitung

Zum Erstellen von Wegedecken gibt es verschiedene historische Beschreibungen. Da meist das vor Ort vorhandene Material genutzt wurde, weicht diese mitunter von Park zu Park ab. In Wilhelmshöhe wurde bis Ende der 1980er Jahre das Wegebaumaterial direkt im Park gewonnen. Der Park weist unterschiedliche Böden auf. Die Zusammensetzung ist in der erdgeschichtlichen Entwicklung begründet. Vormalige Meeresböden wurden in späterer Zeit von Vulkanen durchbrochen, sodass im Park sowohl sandige als auch lehmige und mit Steinen, die dem Auswurf von Vulkanen entstammen, durchsetzte Böden vorhanden sind. Zur Gewinnung des Wegebaumaterials wurde im Park anstehender Boden in verschiedenen Körnungen gesiebt. Gemein ist dem steinigen Material, dass diese rundlich sind. Für höhere Belastungen wurde das Packlager teilweise auch aus größeren Basaltsteinen erstellt. Seit dem Ende des Abbaus vor Ort wird Kalkschotter als Ersatzmaterial verwendet. Aufgrund der Hanglage in Wilhelmshöhe ist es besonders wichtig, dass die Wegedecke bei Starkregenereignissen nicht komplett weggespült wird.

Maßnahmenbeschreibung

Bei der Erneuerung der Wegedecken wird besonders Wert auf die Erhaltung der historischen Substanz gelegt. Dies bedeutet, dass in der Regel nur die obere Schicht, die verschlissen oder verunkrautet ist, abgenommen wird. Kommen die Tragschichten schon zum Vorschein, werden nur die Unebenheiten mit 0/32er oder 0/16er Schotter ausgeglichen. Darüber kommen dann die Feinschichten 0/8 oder 0/5er Kalkschotter und die Verschleißschicht von 2/5er Hartkalkschotter. Früher wurde noch eine Zwischenschicht von 0/2er Schotter eingebaut. Dies hatte den Vorteil, dass evtl. entmischtes Material des 0/5er Schotters dennoch ausreichend Feinmaterial erhielt. Der Verzicht dieser Schicht bedeutet, dass beim Einbau darauf geachtet werden muss, dass das Material nicht entmischt und genügend Feinanteil vorhanden ist. Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass dieser Kalkschotter auch gut mit weniger Schichten eingebaut werden kann, da er durch Befahren und Witterungseinflüsse kontinuierlich etwas zersetzt wird. Damit dies nicht auch mit der oberen Schicht geschieht, wird hierfür Hartkalkschotter verwendet. Die Aufbaustärken sind entsprechend gering, d. h. bei 0/5er Schotter nicht mehr als 2 cm.

Direkte Effekte

Bei verschiedenen Starkregenereignissen, bei denen Ausspülung nicht zu vermeiden waren, konnte festgestellt werden, dass der historische Unterbau so stabil ist, dass er nicht bzw. nur in geringem Maße weggespült wurde. Es bildeten sich jeweils „nur“ Spülrinnen aus. Die Wege mussten dann zwar gesperrt werden, da die ausgespülten Rinnen zu tief waren, bei der Wiederherstellung reichte es in den meisten Fällen aber aus, nur diese Rinnen neu zu verfüllen, um den Weg freigeben zu können.

Eignung / Wertung / Probleme

Den historischen Unterbau zu erhalten und nur die oberen Schichten zu erneuern, hat sich bewährt. Auf diese Weise konnten Eingriffe in das Denkmal verhindert werden und die hohe Tragfähigkeit wurde erhalten. Durch die kontinuierliche leichte Zersetzung des Materials werden kleine Schäden durch das Material selbst ausgeglichen und gefestigt. Der Nachteil hiervon ist die Staubentwicklung in trockenen Sommern. Wenn Flächen einer kurzzeitigen höheren Belastung ausgesetzt sind, z. B. Abbau von Veranstaltungen, bei denen hohe Scherkräfte auf das Material einwirken, wird dieses stärker zersetzt. Was bis zum nächsten Regen für eine höhere Staubbelastung führt.

Selbst wenn der Unterbau zum Vorschein kommt, weil die Feinschichten abgetragen wurden und die Erneuerung noch nicht durchgeführt werden konnte, bleiben die Wege im Landschaftspark grundsätzlich gut nutzbar.

Erfolg

Sehr hoher Erfolg

Monitoring und Dokumentation

Ein Monitoring erfolgt nicht.

Autoren

Dr. Siegfried Hoß, Leiter Gärten und Gartendenkmalpflege Hessen Kassel Heritage

Download

Zuständige Schlösserverwaltung

Hessen Kassel Heritage

Kontakt

Siegfried Hoß, Kai Lipphardt