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Ersatz von Solitären durch autochthone Keimlinge
Sammeln und Umsetzen von parkeigenen Jungpflanzen als Ersatz für Solitärbäume
Ziel der Maßnahme
Erhalt der Genvielfalt von angepassten Baumarten im Schlosspark
Einleitung
In den Anlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung sind durch die lange Kontinuität der Pflege sehr alte Gehölzstrukturen erhalten worden. Aufgrund ihres hohen Alters sind diese Bäume sehr gut an ihren Standort angepasst und geben diese Informationen über ihr Erbgut weiter. Doch wie sollen diese Strukturen weiterentwickelt und erhalten werden, wenn einzelne Baumindividuen abgehen? Das Einbringen von Schadorganismen aus Baumschulen durch neues Pflanzenmaterial stellt ein weiteres Problem dar, weshalb andere Möglichkeiten des Baumersatzes erprobt werden.
Handelt es sich bei dem ausgefallenen Baum um eine samenfeste Baumart, so ist eine Möglichkeit für den Ersatz das Sammeln von Keimlingen aus dem Saatgut des Baumes. Der Sturm Niklas im Jahr 2015 hat eine für ihr Alter vitale Stiel-Eiche im Pagodenburger Tal umgeworfen. Die Auswertung der Bodenstammscheibe ergab ein Alter von 249 Jahren. Im gleichen Zeitraum ist ein weiterer Großbaum (eine Ross-Kastanie) am Laimer Tor ausgefallen und machte Platz für einen Versuch der autochthonen Gehölznachzucht.
Maßnahmenbeschreibung
2020 wurden zwei- bis dreijährige Keimlinge im nahegelegenen Laimer Feld (südlich des Nymphenburger Schlossparks) in einem Eichenhain ausgestochen und am Pagodenburger Tal (ausgefallene Solitäreiche) sowie am Laimer Tor (ausgefallene Ross-Kastanie) aufgepflanzt. Dabei wurden Gruppen von zehn Exemplaren gebildet, aus welchen im Laufe der Zeit ein besonders starker Solitär ausgelesen werden soll.
Der Pflanzabstand beträgt ca. 30 cm. Im ersten und zweiten Standjahr werden die Jungpflanzen bei langen Trockenperioden im Sommer gewässert. Eine erste Auslese mit einer Reduktion auf zwei bis drei Pflanzen ist nach fünf Jahren Standzeit geplant (2025). Danach soll wieder nach fünf Jahren (2030) auf eine besonders starke Jungpflanze reduziert werden. Schutz vor Wildverbiss bietet der Pflanzgruppe eine regelmäßig kontrollierte Einzäunung. Der Wiesenaufwuchs um die Jungbäume wird durch regelmäßige Pflegemaßnahmen (vier- bis fünfmal im Sommer) zurückgehalten.
Direkte Effekte
Vermeidung des Einschleppens von Schadorganismen aus externen Baumschulen
Indirekte Effekte
Erhalt der genetischen Vielfalt historischer Gehölze; Erhalt des Genmaterials an den Standort angepasster Gehölze; langfristig gesunde Baumindividuen, die mit den klimawandelbedingten Extremwettern gut umgehen können
Eignung / Wertung / Probleme
Diese Maßnahme ist gut geeignet, um besonders alte Einzelbäume bei Abgang zu ersetzen. Sie trägt dazu bei, die Genvielfalt einer Anlage zu sichern. Das Problem der fehlenden BSV-eigenen Baumschulen und des Eintrags von Schadorganismen durch Baumschulware wird umgangen. Diese Maßnahme ist nicht geeignet für Solitäre, die an besonders prominenten Stellen im Park stehen, oder einen „point de vue“ darstellen. Auch in formalen, geometrisch gestalteten Anlagen ist diese Art der Verjüngung schwer in das Gesamtbild zu integrieren. Die Raumwirksamkeit ist bei den sehr jungen Nachpflanzungen für längere Zeit nicht gegeben. Eine weitere Einschränkung ist der erhöhte Pflegeaufwand in den ersten ca. zehn Jahren, um die Jungbäume vor Konkurrenz durch die umgebende Wiesenvegetation und Verbiss durch Wildtiere zu schützen.
Erfolg
noch keine Bewertung möglich
Monitoring und Dokumentation
Fotografische Dokumentation der Maßnahme
Analyse
Der Schlosspark Nymphenburg liegt in der Münchner Schotterebene. Nach 20 bis 30 cm Humus schließen Eiszeitliche Kiesschichten von bis zu 30 m Tiefe an.
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Im Schlosspark Nymphenburg befinden sich neben ausgedehnten geschlossenen Gehölzbereichen, die waldartigen Charakter haben, zahlreiche, teilweise mit Hainen bestandene Wiesentäler. Die Baumindividuen stammen sowohl aus der Zeit vor der barocken Gestaltung des Schlossparks Anfang des 18. Jahrhunderts, als auch der landschaftlichen Umgestaltung durch Friedrich Ludwig von Sckell Anfang des 19. Jahrhunderts. Daher weisen einzelne Bäume ein erhebliches Alter auf und Ersatzpflanzungen sind gerade in Zeiten von häufiger werdenden Extremwetterereignissen eine wichtige und langfristige Aufgabe. Die landschaftliche Gestaltung des Parks und die Weitläufigkeit ermöglichen es, einzelne Bäume durch sehr junge Nachpflanzungen zu ersetzen, ohne das Parkbild als Gesamtheit zu beeinträchtigen. Da im Schlosspark Nymphenburg ein großer Wildtierbesatz durch Rehe existiert, ist zudem der Schutz vor Verbiss notwendig.
Wetterdaten für München Stadt (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 9,7 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018 und 2022): 11,3 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 8,3 Grad Celsius
Absolutes Temp.maxmium (2003): 37 Grad Celsius (gemessen in 2m Höhe)
2022 lag die Jahresmitteltemperatur (1991–2020) mit 11,3 Grad Celsius über dem langjährigen Monatsmittelwert.
Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020): 958,7 mm
Höchster Jahresniederschlag (2000): 1191,1 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2003): 656,9 mm
2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 830,3 mm etwas unter dem langjährigen Jahresmittelwert.
Autoren
Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Investitionskosten
Materialkosten zur Einzäunung (Wildzaun, Metall, Knotengeflecht und je vier Holzpfähle) gesamt ca. 60 Euro (2022)
Laufende Betriebskosten
Pflege der Jungpflanzen, Freihalten der Pflanzung, Auslese/Entnahme ungeeigneter Exemplare/Wässern im ersten und zweiten Jahr ca. 10 Std. / a für eine Arbeitskraft, ab dem dritten Jahr 5 Std. / a Jahr, weitere Reduzierung im weiteren Verlauf der Standzeit
Projektlaufzeit
seit 2022
Download
Weiterführende Links
Zuständige Schlösserverwaltung
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Kontakt
Vera Donata Wesinger
Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung
Schloss Nymphenburg, Eingang 42
80638 München