Nachhaltiges Baum-Management

in den historischen Gärten, Parks und an den Seeufern der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Ziel der Maßnahme

Professionalisierung und Neuordnung des Baum-Managements der Bayerischen Schlösserverwaltung

Einleitung

Bäume sind ein essentieller Bestandteil historischer Parkanlagen – ob einzeln als Solitär oder in großen waldartigen Gehölzbeständen. In den Anlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung werden derzeit etwa 160.000 Bäume auf Verkehrssicherheit geprüft. Diese Bäume müssen kontrolliert, zu gepflegt und bei Abgang ersetzt werden. Mit dem Klimawandel steigen auch die Anforderungen an das Management der Bäume in den historischen Gärten und Parkanlagen.

Der Aufwand im Hinblick auf die Verkehrssicherung und Pflege der Gehölzbestände hat durch häufigere Extremwetterereignisse, vermehrten Schädlingsbefall und Baumkrankheiten deutlich zugenommen. Die Kontinuität der Pflege ist bei den wertvollen Altbaumbeständen von besonderer Bedeutung. Wenn Altbäume abgehen, müssen sie ersetzt werden. Bei sich ändernden klimatischen Bedingungen wird die Baumartenauswahl bei Neupflanzungen immer mehr zur Herausforderung. Gleichzeitig ist das Baum-Management in einer historischen Gartenanlage eingebettet in das Spannungsfeld aus Zielen der Gartendenkmalpflege und Zielen des Artenschutzes.

Angesichts dieser Problemstellungen und der Bedeutung der Gehölze für die Parkanlagen hat die Gärtenabteilung zusammen mit externen Gutachtern für Baumpflege und Verkehrsrecht ein Konzept zum nachhaltigen Baum-Management entwickelt, das seit 2018 schrittweise umgesetzt wird.

Maßnahmenbeschreibung

Das Konzept „Nachhaltiges Baum-Management“ ist bayernweit gültig und besteht aus vier Bausteinen.

1. Webbasiertes GIS-Baumkataster:
Seit 2018 wird in der Bayerischen Schlösserverwaltung eine moderne, zentral verwaltete Software für das Baum-Management verwendet. Diese Software wird auf PCs und im Gelände auf Tablets genutzt.

2. Neue Durchführungsbestimmung:
Seit 1. März 2020 ist die neue Durchführungsbestimmung zur Baumkontrolle und Baumpflege in Kraft. Sie schafft das BSV-einheitliche Standardverfahren und regelt die Zuständigkeit zur Erfassung, Kontrolle und Pflege von verkehrssicherungspflichtigen Baumbeständen im gesamten Zuständigkeitsbereich der Bayerischen Schlösserverwaltung.

3. Regionale Organisationseinheiten für das Baum-Management:
2022 wurde damit begonnen die drei Kompetenzstützpunkte für Baum-Management aufzubauen. Der Kompetenzstützpunkt (KSP) für Nordbayern befindet sich in Seehof, für Südbayern in Garmisch und die Anlagen im Stadtgebiet München werden vom KSP in Nymphenburg betreut. Die Stützpunkte sind durch dreiköpfige Teams besetzt: jeweils eine Arboristin bzw. einen Arboristen und zwei Fachagrarwirtinnen bzw. Fachagrarwirte. Sie übernehmen die Baumkontrolle und Beratung in Baumfragen. Zusätzlich unterstützen die Kompetenzstützpunkte die Außenverwaltungen bei Ausschreibungen und der abschließenden Kontrolle der von Externen durchgeführten Baumpflege. Im Kompetenzstützpunkt München entsteht zudem ein Baumarchiv, das Jahresringdaten von abgegangenen oder gefällten Bäumen aufnimmt.

4. Qualifizierte Baumpflege:
In den größeren Außenverwaltungen erfolgt die Baumpflege durch eigene qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Diese Pflegeteams müssen teilweise noch aufgebaut oder ergänzt werden. Dort wo Baumkletterer, Fachwissen oder Maschinen fehlen, können einzelne Pflegearbeiten auch vergeben werden. In kleinen Außenverwaltungen, die über keine gärtnerischen Regiebetriebe verfügen, erfolgt die Baumpflege komplett über externe Firmen.

Direkte Effekte

schnellere Reaktionsfähigkeit auf Extremwetterereignisse, kürzere Schließungszeiten der Parkanlagen nach Sturmereignissen, schnelle Verfügbarkeit fachlicher Expertise zu Fragen des Baum-Managements, Entlastung der Außenverwaltungen bei der Baumkontrolle, Spezialisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Außenverwaltungen

Indirekte Effekte

Gewährleistung der Kontinuität in der Baumpflege, neue Herangehensweisen und Entwicklungen im Baum-Management, angetrieben durch die neue fachliche Expertise

Eignung / Wertung / Probleme

Die hohe Flexibilität und Einsatzfähigkeit der Kompetenzstützpunkte hat sich bereits bei Sturmereignissen bewährt. Ohne Verzögerung durch mangelnde Verfügbarkeiten bei externen Baumpflegern konnte im Park Feldafing 2022 Sturmholz kontrolliert und entfernt werden.

Auch das Baumkataster hat sich als praktikables Werkzeug in der Baumkontrolle und als Grundlage von Ausschreibungen für Baumpflegemaßnahmen bewiesen. Schwierig hingegen ist die Besetzung der Kompetenzstützpunkte. U.a. aufgrund des allgemeinen Fachkräftemangels ist es kompliziert für alle Stellen geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Zwei von neun Stellen (Fachagrarwirt/Fachagrarwirtin) sind derzeit noch unbesetzt.

Erfolg

guter Erfolg; Fortführung der Maßnahme (kurzfristig bereits in Teilen wirksam), bzw. noch keine Bewertung möglich (langfristige Wirksamkeit noch nicht einschätzbar)

Monitoring und Dokumentation

Innerhalb des Konzeptes zum Nachhaltigen Baum-Management kommt das Baumkataster als Auswertungswerkzeug zum Einsatz. Dort ist jeder kontrollierte Baum mit einem Datensatz aufgenommen, der u.a. seinen Gesundheitszustand, Lebensphase, nötige Pflegemaßnahmen, bereits erfolgte Pflegemaßnahmen, etc. erfasst.

Das Konzept „Nachhaltiges Baum-Managementselbst wird nach Berichterstattung durch den Sachgebietsleiter in Absprache mit dem Abteilungsleiter der Gärtenabteilung evaluiert. Wegen der langen Zeit der Einführung und Etablierung der Kompetenzstützpunkte und der großen Zahl der zu kontrollierenden Bäume kann frühestens 2025/2026 eine erste Bewertung über den vollständigen Erfolg und eine Nachjustierung des Konzeptes erfolgen

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Vor der Einführung des Nachhaltigen Baum-Managements oblag die Kontrolle der verkehrssicherungsrelevanten Bäume den Außenverwaltungen. Es waren verschiedene Baumkataster als sog. „Insellösungen“ im Einsatz, deren Pflege sehr aufwendig war. Es herrschte ein Mangel an Personal zur Abarbeitung der Pflegemaßnahmen, wegen der allgemein hohen Zahl an Aufgaben. Nach Sturmereignissen war es zudem oft nicht möglich, externe Firmen zu beauftragen, da diese schon anderweitig ausgebucht waren.

Bemerkungen

Als Grundlagen für das Konzept „Nachhaltiges Baum-Management“ wurde im Jahr 2017 ein Fachgutachten beauftragt. Dabei sollte geklärt werden, ob aus fachlicher Sicht die Professionalisierung des Baum-Managements mit verwaltungseigenen Fachkräften oder mit externen Fachleuten sinnvoller ist.

Zusätzlich wurden die Personalbedarfe und Personalkosten für Baumkontrolle und Baumpflege ermittelt und den Kosten einer Komplettvergabe gegenübergestellt. Sowohl die fachlichen Argumente (Kontinuität der Pflege, hohe Qualifikation des Personals, schnelle und flexible Einsatzfähigkeit) als auch die Wirtschaftlichkeitsberechnung empfehlen eindeutig das Baum-Management in Eigenleistung der Bayerischen Schlösserverwaltung.

Das Baumkataster wurde mithilfe einer externen Softwarefirma erarbeitet und implementiert.

Autoren

Vera Donata Wesinger, Michael Degle | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Gutachterkosten: 8.000 Euro.
Anschaffung Tomografen: 30.000 Euro,
Anschaffung eines Stereomikroskops für die Jahrringanalyse: 15.000 Euro.

Zusätzlich: Bereitstellung und Renovierung der Räumlichkeiten für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Kompetenzstützpunkten.

Laufende Betriebskosten

Neun Mitarbeiter im Baum-Management:
Drei Arboristinnen bzw. Arboristen als Teamleitung (E11)
und sechs Fachagrarwirtinnen bzw. Fachagrarwirte oder European Tree Technicians (E9) für 160.000 zu kontrollierende Bäume .

Die Bereitstellungs- und Wartungskosten der Software des Baumkatasters betragen 27.000 Euro/Jahr.

Projektlaufzeit

Erarbeitung des Konzeptes: 2018–2022, Einführung der Bausteine des Konzeptes seit 2018

Download

Kontakt

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Telefon 089 17908-0
poststelle@bsv.bayern.de