Nachpflanzungen mit Gehölzen aus Eigenwerbung

Selektion, Kultivierung und Pflanzung von Gehölze aus dem Bestand

Ziel der Maßnahme

langfristiger Erhalt des Gehölzbestandes, stufenweiser Wiederaufbau des Baumbestandes nach historischem Vorbild mit genetisch verwandtem, standortangepasstem Material

Einleitung

Um die historischen Gehölzstrukturen, die prägend für das Gartendenkmal sind, langfristig zu erhalten, müssen Nachpflanzungen vorausschauend geplant und umgesetzt werden. Bedingt durch die klimatischen Veränderungen wird dieses Thema immer dringlicher, da die Bestände instabiler werden, teilweise nahezu zusammenbrechen. Gehölze, die sich auch unter den erschwerten Standortbedingungen in den Parkanlagen entwickeln, werden vereinzelt und gezielt dort eingesetzt, wo Bedarf besteht und es das denkmalpflegerische Konzept zulässt. Im Vergleich zu Gehölzen aus konventionellen Baumschulen ist von den Gehölzen aus Eigenwerbung eine erhöhte Anpassungsfähigkeit und Resilienz gegenüber den veränderten Klimabedingungen zu erwarten. Diese Praxis wird in mehreren Anlagen der SPSG durchgeführt, besonders konsequent im Park Sanssouci in den Parkrevieren I und III.

Maßnahmenbeschreibung

Grundlage für die Gehölzverwendung sind die sogenannten Gehölzentwicklungspläne, die von den Kustod:innen durch Überlagerung der historischen Pläne erarbeitet werden. In ihnen lässt sich ablesen, an welchen Stellen Gehölze entfernt oder (nach-)gepflanzt werden müssen, um dem historischen Vorbild bzw. dem gartendenkmalpflegerischen Leitbild möglichst nahezukommen. In den wald- oder hainartigen Bereichen im Park Sanssouci werden aufkommende Gehölze in verschiedenen Entwicklungsstadien selektiert und an anderer, den Gehölzentwicklungsplänen entsprechender Stelle eingesetzt. Selektiert werden unterschiedliche Baumarten, bspw. Buchen und Linden. Je nach Bedarf werden Exemplare auch in der Baumschule kultiviert und als Material für Nachpflanzungen vorgehalten. In der Regel werden die Gehölze in den ersten drei Jahren gewonnen, es wurden vereinzelt aber auch schon deutlich ältere Exemplare mit Hilfe eines Baumspatens verpflanzt.

Die Pflanzgruben werden im Parkrevier I mit einer Mischung aus Kompost, Erdboden und Melaune aufgefüllt. In den ersten 1 bis zwei Jahren werden die Gehölze gewässert und in ihrer Entwicklung beobachtet.

Direkte Effekte

Mit relativ geringem Aufwand können frei gewordene Flächen wieder gefüllt werden; Erosion und Verdunstung in diesen Bereichen werden reduziert. Langfristig wird an die Standortbedingungen angepasstes Pflanzenmaterial und somit ein stabilerer Baumbestand erhalten.

Indirekte Effekte

Die Kosten für den Ankauf von Baumschulware werden reduziert. Werden die Gehölze direkt aus dem Bestand umgesetzt (ohne Zwischenkultivierung in der Baumschule), fallen der zeitliche und der personelle Aufwand für die Verschulung der Gehölze weg.

Eignung / Wertung / Probleme

Besonders in hain- und waldartigen Bereichen, bei denen die Struktur im Vordergrund steht, ist eine flächenhafte Nachpflanzung mit Gehölzen aus Eigenwerbung praktikabel. Die kurzen Transportwege beim direkten Umsetzen erhöhen die Anwachschancen der jungen Gehölze. Selbst bei der Verpflanzung von größeren Gehölzen mit der Ballenstechmaschine (Baumspaten) wurden gute Anwachserfolge beobachtet. Diese Methode ist derzeit allerdings noch sehr kostenintensiv, da der Baumspaten von einer externen Firma (inkl. Personal) gemietet werden muss.

Zu prüfen ist, inwieweit Gehölze auch an Standorten mit abweichenden Bedingungen eingesetzt werden können. Bei der Kultivierung in der Baumschule sollte daher die Entnahmestelle der Gehölze dokumentiert werden. Bereiche, an denen besonders gute Qualitäten von Eigenwerbung zu finden sind, sollten in Plänen ausgewiesen werden.

Erfolg

Guter Erfolg, Fortführung der Maßnahme: Bspw. bei Buchen, Hainbuchen und Linden zeigen sich gute Erfolge. Zum Einsatz der gewonnenen Gehölze an Stellen, die in ihren Standortbedingungen von der Gehölzgewinnungsfläche abweichen, lassen sich noch keine endgültigen Aussagen treffen. Hierzu bedarf es eines Monitorings über min. 3 Jahre. Die Ausweisung von Flächen für die Gehölzgewinnung sollte auf weitere Standorte ausgeweitet werden, um ein möglichst breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten abzudecken.

Monitoring und Dokumentation

Um Aussagen über den Einsatz der Gehölze an verschiedenen Standorten zu treffen, sollten Entnahme- und Einsatzort dokumentiert werden.

Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen

Wetterdaten für Potsdam:

·         Jahresmitteltemperatur 2022: 11°C (Min.: 1,5°C 2022 / 12, Max.: 21,4°C 2022 / 08)

·         Jahresgesamtniederschlag 2022: 404 mm (Min.: 1,3 mm 2022 / 3, Max.: 58,8 mm 2022 / 12)

Quelle: https://www.wetterkontor.de/de/wetter/deutschland/monatswerte-station.asp [Stand 09.2023]

Autoren

M. Sc. Katharina Matheja,
Fachkoordinatorin der Abteilung Gärten der SPSG

Investitionskosten

Es fallen keine zusätzlichen Kosten an.

Laufende Betriebskosten

In der Anwachsphase müssen die Junggehölze beobachtet und gewässert werden. Werden die Gehölze entnommen und zunächst in der Baumschule weiterentwickelt, erfordert dies einen mittleren bis hohen personellen Aufwand. Die Kosten laufen dagegen gegen 0 bei der Eigenwerbung von jungen Gehölzen; bei der Umsetzung größerer Gehölze entstehen Kosten für die Miete der Ballenstechmaschine inkl. Personal.

Projektlaufzeit

min. seit 2018, fortlaufend

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Zuständige Schlösserverwaltung

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Kontakt

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Abteilung Gärten

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14471 Potsdam