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Naturverjüngung in Hainen
Eichen, Hainbuchen, Bergahorne und Eschen im Schlosspark Nymphenburg
Ziel der Maßnahme
Stabile Bestände durch Naturverjüngung von Lichtbaumarten in Hainen auf Wiesenflächen
Einleitung
In den Anlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung sind durch die lange Kontinuität der Pflege sehr alte Gehölzstrukturen erhalten worden. Aufgrund ihres hohen Alters sind diese Bäume sehr gut an ihren Standort angepasst und geben diese Informationen über ihr Erbgut weiter. Doch wie sollen diese Strukturen weiterentwickelt und erhalten werden, wenn die einzelnen Baumindividuen abgehen?
Im Fall von hainartigen Gehölzstrukturen auf Wiesenflächen bietet sich Naturverjüngung an, um eine stabile und gesunde Gehölzstruktur zu erhalten. Dabei wird angenommen, dass die Jungbäume sehr gut an den Standort angepasst sind und dem Klimawandel gegenüber entsprechend besser gewappnet sind als allochthone Baumschulware.
Maßnahmenbeschreibung
In einem Hain im Pagodental des Nymphenburger Schlossparks werden 20 Keimlinge der Stiel-Eichen, Bergahorne, Hainbuchen und Eschen zur Verjüngung des Hains gefördert. Der Hain umfasst neun Bestandsbäume, hauptsächlich Stiel-Eichen, aber auch Spitzahorne und eine Esche. Eine Auswahl der Keimlinge wird am Naturstandort eingezäunt und vor Verbiss geschützt. Das Zaunmaterial ist biologisch abbaubar und in der Farbigkeit der Umgebung angepasst.
Die Keimlinge konnten sich aufgrund des Mahdregimes etablieren, das an dieser Stelle eine einjährige Mahdpause mit Wiesenbrache vorsah. Vor dem Mahdtermin 2022 wurden die Keimlinge eingezäunt.
In Zukunft wird in Abstimmung mit den historischen Plänen eine Auslese der Keimlinge betrieben, um den Hain so angemessen und räumlich wirksam natürlich zu verjüngen. Sollte einer der älteren Bestandsbäume ausfallen, stehen bereits mehrere Bäume zum Füllen der Lücke bereit. Jungbäume, die herausgepflegt werden, sollen an andere Stellen im Park umgepflanzt werden. Stiel-Eichen kommen im Park heute sehr selten als Jungpflanzen vor, da der Verbiss durch Rehe sehr stark ist.
Direkte Effekte
Absicherung gegen Ausfall einzelner Bestandsbäume (z. B. durch Extremwetter)
Indirekte Effekte
Erhalt der genetischen Vielfalt historisch gewachsener Gehölzstrukturen, Erhalt des Genmaterials eines an den Standort angepassten Individuums
Eignung / Wertung / Probleme
Diese Maßnahme ist gut geeignet, um Haine aus Lichtbaumarten zu verjüngen. Sie trägt dazu bei, die Genvielfalt einer Anlage zu sichern. Das Problem der fehlenden Baumschulen und des Eintrags von Schadorganismen durch Baumschulware wird umgangen.
Erfolg
noch keine Bewertung möglich
Monitoring und Dokumentation
Fotografische Dokumentation der Maßnahme
Analyse
Der Schlosspark Nymphenburg liegt in der Münchner Schotterebene. Nach 20 bis 30 cm Humus schließen Eiszeitliche Kiesschichten von bis zu 30 m Tiefe an.
Umwelt- und Standortbedingungen / Rahmenbedingungen
Im Schlosspark Nymphenburg befinden sich neben ausgedehnten geschlossenen Gehölzbereichen, die waldartigen Charakter haben, zahlreiche, teilweise mit Hainen bestandene Wiesentäler. Die Baumindividuen der Haine stammen sowohl aus der Zeit der landschaftlichen Umgestaltung durch Friedrich Ludwig von Sckell Anfang des 19. Jahrhunderts, als auch aus der Zeit vor der barocken Gestaltung des Schlossparks Anfang des 18. Jahrhunderts. Daher weisen einzelne Bäume ein erhebliches Alter auf und die Verjüngung der Haine ist gerade in Zeiten von häufiger werdenden Extremwetterereignissen wie Stürmen eine wichtige und langfristige Aufgabe.
Wenn Haine aus Lichtbaumarten bestehen, ist eine Verjüngung wie in dieser Maßnahme beschrieben leicht möglich. Lichtbaumarten zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Vollschatten eines geschlossenen Gehölzbestandes schwer keimen können und nicht konkurrenzstark sind. Im lichtdurchfluteten Hain dagegen sind gute Verhältnisse für die Keimung und den Aufwuchs gegeben. Angepasst werden müssen dafür das Mahdregime bzw. die Beweidung. Da im Schlosspark Nymphenburg ein großer Wildtierbesatz durch Rehe existiert, ist zudem der Schutz vor Verbiss notwendig.
Wetterdaten für München Stadt (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 9,7 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2018 und 2022): 11,3 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 8,3 Grad Celsius
Absolutes Temp.maximum (2003): 37 Grad Celsius (gemessen in 2 m Höhe)
2022 lag die Jahresmitteltemperatur (1991–2020) mit 11,3 Grad Celsius über dem langjährigen Monatsmittelwert.
Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020): 958,7 mm
Höchster Jahresniederschlag (2000): 1191,1 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2003): 656,9 mm
2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 830,3 mm etwas unter dem langjährigen Jahresmittelwert.
Bemerkungen
Bei Hainen steht im Gegensatz zu wichtigen und prägnanten Solitärbäumen die genaue Position der einzelnen Bäume nicht im Vordergrund. Im Fokus liegen vielmehr der räumliche Umfang des Hains als Gesamtheit und die Dichte des Hains, um das atmosphärische Bild der lockeren Gehölzgruppe aus Hochstämmen zu erhalten.
Autoren
Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Investitionskosten
Materialkosten für die Einzäunung mit Akazienstäben ca. 20 Euro, für Verbissschutz 160 Euro, gesamt ca. 180 Euro (2022).
Laufende Betriebskosten
Anbringen und regelmäßige Kontrolle des Verbissschutzes ca. zweimal jährlich, also ca. 60 min/Jahr für eine Arbeitskraft; Erschwernis bei der Mahd des Bereiches (jedes zweite Jahr), erhöhter Zeitaufwand einmalig ca. 30 min/Jahr.
Projektlaufzeit
seit 2022
Download
Weiterführende Links
Zuständige Schlösserverwaltung
Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
Kontakt
Vera Donata Wesinger
Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung
Schloss Nymphenburg, Eingang 42
80638 München