Ziel der Maßnahme

Erhalt der seltenen Muskauer Trauben-Eiche im Schlosspark Ellingen

Einleitung

In den Anlagen der Bayerischen Schlösserverwaltung sind durch die lange Kontinuität der Pflege einige sehr seltene Kultivare von Baumarten erhalten geblieben. Aufgrund der verschiedenen Zeitschichten, in denen die Anlagen geschaffen und weiterentwickelt wurden, sind Sorten aus zahlreichen Entwicklungsphasen der Gehölzauslese zu finden. Diese Gehölze sind teilweise sehr selten (nur wenige Exemplare bundesweit) und aufgrund ihres hohen Alters besonders durch extreme Wetterereignisse gefährdet. In vielen Fällen sind diese seltenen, historischen Sorten auf dem Baumschulmarkt nicht mehr zu finden. Bei einem Ausfall durch Extremwetter oder Krankheit – wie sie im Klimawandel zunehmend beobachtet werden können – ist der Ersatz daher sehr schwierig. Genetisches Material und die kulturgeschichtliche Komponente der Zucht wären durch den Verlust der Einzelindividuen unwiederbringlich verloren.

Maßnahmenbeschreibung

Um dem Verlust der Sorten entgegenzuwirken, werden von ausgewählten, besonders seltenen Kultivaren in der jeweiligen Anlage Stecklinge genommen und einer (externen) Baumschule zur Aufzucht übergeben. Ein Beispiel für dieses Vorgehen ist ein Exemplar der Muskauer Trauben-Eiche im Schlosspark Ellingen. Daten zum Baum: Stammumfang 2,65 m, gemessen 2019; Höhe ca. 27 m; Kronendurchmesser ca. 15 m.

2018 wurden Reiser zur Stecklingsvermehrung genommen. In einer externen Baumschule wurden zehn Exemplare aus den Stecklingen gezogen (Pflanzqualität Januar 2023: 2xv, 2–2,5 m hoch, Hochstamm). Die Aufzucht findet zunächst in Anzuchtplatten, dann in 7 l – Rosentöpfen statt. Im Herbst 2024 sollen diese Exemplare für Neupflanzungen im Schlosspark Ellingen oder im Hofgarten Ansbach verwendet werden. Da der Ursprungsbaum derzeit vital ist, ist eine Ersatzpflanzung nicht geplant. Ziel ist der Erhalt der Sorte in einer Anlage der Bayerischen Schlösserverwaltung mit ähnlichen Standortbedingungen.

Direkte Effekte

Absicherung gegen Extremwetter und Krankheiten

Indirekte Effekte

Erhalt der genetischen Vielfalt historischer Gehölzsorten; Erhalt des Genmaterials eines an den Standort angepassten Individuums;

Eignung / Wertung / Probleme

Diese Maßnahme ist gut geeignet, um einzelne seltene Bäume von besonderem Interesse zu erhalten. Sie ist nicht geeignet, um im großen Stil die Genvielfalt einer Gesamtanlage zu sichern.

Ein Problem ist das Fehlen von Baumschulen in den allermeisten Anlagen. Die Anzucht in den Gärtnereien kann nur bis zu einer bestimmten Größe erfolgen. Die Aufzucht in externen Baumschulen ist mit der Gefahr des Eintrags von Schadorganismen aus den Baumschulquartieren in die historische Anlage verbunden. Zudem kann sich das Gehölz nur optimal an den Standort anpassen, an dem es gepflanzt werden soll, wenn die Anzucht unter möglichst ähnlichen klimatischen Gegebenheiten und in möglichst ähnlichen Böden geschieht. Da die Baumschulen der Bayerischen Schlösserverwaltung aber unter Umständen weitentfernt liegen, ist die Methode für die autochthone Anpassung der Gehölze an ihren Pflanzstandort nur für wenige Anlagen anwendbar, wenn nicht auf externe Baumschulen zurückgegriffen werden soll.

Erfolg

noch keine Bewertung möglich

Monitoring und Dokumentation

Bisher erfolgt keine Dokumentation oder Monitoring der Maßnahme.

Analyse

Der Schlosspark Ellingen ist mit ca. 1,9 ha ein relativ kleiner Park, der sich aber durch sein besonders wertvolles Pflanzeninventar auszeichnet. Die Geologie ist vom naheliegenden Fluss der Schwäbischen Rezat beeinflusst. Über dem anstehenden Sandstein und den Grussanden liegen Braunerden. Die Wasserhaltekapazität der Böden ist gering. Die Gärtner:innen des Hofgarten Ansbach, die den Schlosspark Ellingen mit betreuen, berichten von zunehmenden Schadensbildern an Bäumen in der Region, die indirekt den Klimawandel in der Region aufzeigen. Durch den vermehrt auftretenden Trockenstress sind die Bäume anfälliger für Schädlinge (Pilze, Bakterien, Insekten). In Kombination mit häufigeren und stärkeren Stürmen anfälliger für Astbruch, auch Grünastbruch oder Sturz des Gesamtbaumes.

Wetterdaten für Weißenburg-Emetzheim (ca. 5 km süd-westlich von Ellingen) (Quelle: DWD)
Jahresmitteltemperatur (1991–2020): 9,1 Grad Celsius
Höchste Jahresmitteltemperatur (2014): 10,7 Grad Celsius
Niedrigste Jahresmitteltemperatur (1996): 7,5 Grad Celsius
Absolutes Temperaturmaximum (2003): 37,8 Grad Celsius (gemessen in 2 m Höhe)

2022 lag die Jahresmitteltemperatur (1991–2020) mit 10,6 Grad Celsius über dem langjährigen Jahresmittelwert.

Jahresniederschlag im Mittel (1991–2020): 668,2 mm

Höchster Jahresniederschlag (2002): 918,8 mm
Niedrigster Jahresniederschlag (2015): 483,9 mm
2022 lag die Jahresniederschlagsmenge mit 534,3 mm unter dem langjährigen Jahresmittelwert.

Autoren

Vera Donata Wesinger | Gärtenabteilung, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Investitionskosten

Die Aufzucht erfolgt kostenlos, gegen die Abgabe von seltenem Pflanzmaterial zur weiteren Verwendung in der Baumschule; Kosten für die Pflanzware bei Abnahme durch die BSV: 30–40 Euro / Pflanze (2023). Pflanzqualität: 2xv, 2–2,5 m hoch, Hochstamm;

Laufende Betriebskosten

Aufzucht extern vergeben, s. o.; ab der Pflanzung zwei Jahre Pflege der Jungbäume am Pflanzstandort (Kontrolle der Baumscheibe, Baumpfähle und Befestigung, ca. zweimal jährlich 30 min, also 60 min / a), Wässern in Trockenperioden während der ersten zwei Jahre nach Pflanzung, ca. alle 14 Tage ca. 100 l während der Vegetationszeit (= ca.12 Bewässerungsgänge à 60 min) ca. 12 Std. / a für zwei Jahre. Danach wird der Baum Teil der regulären Baumkontrolle, weitere Pflegemaßnahmen und Wässern können je nach Standort nötig werden.

Projektlaufzeit

seit 2018

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Zuständige Schlösserverwaltung

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Kontakt

Vera Donata Wesinger

Gärtenabteilung, Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Nymphenburg, Eingang 42

80638 München

poststelle@bsv.bayern.de